06:30 Uhr

06:30 Uhr.

Das ist eine Uhrzeit die ich, verbunden mit dem 21. Februar, wohl nie vergessen werde.

Es ist jetzt auf den Tag genau 19 Jahre her.

Ich musste erwachsen werden.

Es war ein schleichender Prozess der sich über Monate hinzog.

Er begann mit Kopfschmerzen …

… führte über Krebs und Chemotherapie …

… bis hin zum Tod.

„Gelebt, gekämpft und doch verloren.“

So lautete der Text in der Todesanzeige.

Von Mitleid über „Es ist besser so.“ bis hin zu „Herzliches Beileid.“

Letzteres quittierte ich stets mit einem nüchternen:

„Bringt ihn auch nicht wieder!“

Ich war noch jung. Man hat mich nur ganze zwei Mal weinen sehen:

Am Todestag und bei der Beerdigung.

„Sie hat noch gar nicht verstanden was überhaupt passiert ist.“

hörte ich meine Umgebung tuscheln.

Von wegen! (Wie sollte man so etwas denn NICHT mitbekommen???)

Aber ich wollte musste stark sein. Das hatte ich ihm versprochen.

Versprochen auf meine Mutter aufzupassen.

Erst Jahre später erfuhr ich, dass sie ihm genau das gleiche versprochen hatte …

Es waren harte Jahre.

Aber wir haben sie überstanden. Irgendwie.

So wie wir bisher immer alles überstanden haben.

Und während andere tolle Gespräche mit dem ihren führen,

ist mir nichts als ein einziges verschwommenes Foto geblieben.

Während andere in den Armen liegen,

halte ich die Sterbeurkunde in den Händen.

Im Laufe der Jahre wurde die Trauer weniger.

Doch an Tagen wie heute schwappen die Erinnerungen wieder an die Oberfläche.

Manche Dinge werden eben einfach nie (wieder) gut.

Ich vermisse dich … <3

Papi

 

0 Gedanken zu „06:30 Uhr“

  1. Das tut ja schon beim Lesen weh. – Wie mag es da Dir gehen . . .

    Im Vermissen, finde ich, zeigt sich Deine große Liebe. Das berührt sehr.

    Viele haben einen Vater und haben doch keinen. Du hast keinen und hast wirklich einen! (Ich denke, er ist immer bei Dir!)
    Vielleicht denkst Du manchmal an ihn, weil er gerade an Dich denkt!)

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