Ausgebrannt…

Ich habe es mal wieder getan: Ich war beim Arzt. – Obwohl, was heißt wieder? Meine Vorgesetzte hat mir schon seit Wochen in den Ohren gelegen und mich förmlich genervt, dass ich mich durchchecken lassen soll. – Nur, weil ich einfach mal vom Stuhl falle, mir ständig schwindelig ist, ich ständige Kopfschmerzen (Na gut, eigentlich so ziemlich überall am Körper) habe, meine Muskeln unkontrolliert zucken, ich dauernd irgendwelche Lichtpunkte sehe (bei offenen Augen), schnell genervt bin, nicht richtig schlafen kann, dementsprechend ständig müde bin und mich einfach irgendwie leer fühle. Keine Ahnung, wie sie darauf kommt, ich könnte krank sein???

Nun war ich beim Allgemeinmediziner und schilderten ihm die o.a. „Symptome“. Dieser untersuchte „nur“ meinen Blutdruck. (War soweit okay.) Starrte dann kurz auf seinen Bildschirm, runzelte die Stirn, sah mich an und fragte: „Was machen wir denn da?“ Ähm, ja. Wer von uns hat doch gleich die Ausbildung für sowas??? Eingefallen sind ihm dann drei Dinge: Mich noch mal zu einem kompletten Gesundheits-CheckUp zu bestellen, mich zum Augenarzt zu schicken und mir eine Krankschreibung ausstellen zu wollen. – Bei letzterem winkte ich, mit den Worten „Dafür habe ich keine Zeit!“ ab.

Selbst so ein Psychotest schickt mich zum Arzt…

Every day

Mein Tag sieht fast immer ähnlich aus: Aufstehen, Katzen versorgen, selbst fertig machen, Frühstück, schnell noch ein bisschen Haushalt (Müll runter bringen, Wäsche waschen, aufräumen…)  kurz E-Mails checken, mit dem Fahrrad zur Arbeit und auf dem Weg dorthin ständig hoch konzentriert, weil entweder ein Autofahrer aus einer Ausfahrt schießt oder Fußgänger die ohne Vorwarnung auf den Radweg laufen.

Auf der Arbeit muss ich mehrere Dinge parallel machen, dass aber bitte alles genau nach Vorschrift und in der vorgegeben Zeit und mich dabei (oft) von Kunden beschimpfen lassen, weil irgendjemand anderes falsche Zusagen gemacht hat. Wenn ich Glück habe funktioniert das System. Meist aber eher nicht oder ist extrem langsam. Dann heißt es wieder, warum die Zahlen so schlecht sind.

Wieder Zuhause: Post mit reinnehmen, Katzen versorgen, Essen für uns Menschen vorbereiten, Essen, nebenbei noch schnell Aufräumen oder Wäsche zusammenlegen. Danach kurz hinsetzen? Da mauzen schon die Mädels nach Aufmerksam und verlangen das mit ihnen gespielt wird. Danach würde ich gerne lesen. Doch dann  fallen mir schon die Augen zu und der Tag ist zu Ende.

Ironischerweise sieht es auch an freien Tagen gar nicht so viel anders aus: Katzen versorgen und bespaßen, Essen kochen, Haushalt schmeißen, Einkaufen, Pakete (für Nachbarn) annehmen/ rausgeben, irgendwelche Termine (z.B.  Handwerker, Ableser, Zensus),… Natürlich habe ich auch „private“ Termine. Aber selbst diese, die mir bis vor einiger Zeit wirklich noch Spaß gemacht haben, fühlen sich an wie eine lästige Pflicht. Sobald eine Einladung kommt, ist mein erster Gedanke ein tiefes Seufzen, verbunden mit einem „Nicht schon wieder irgendwas, wo ich hin muss.“ (Nein, man kann nicht immer nein sagen. Es gibt einfach Termine, bei denen wird erwartet, dass man sich dort sehen lässt. Hochzeiten zum Beispiel.) Dazu kommt, dass wir an einer Hauptstraße wohnen (Geschäfte, Schulen, Kindergärten,… in der Nähe), Nachbarn über uns haben, die offenbar mit Stöckelschuhen durch die Wohnung staksen und jedem Abend Möbel rucken und Nachbarn neben uns, welche umbauen. Vorzugsweise samstags werden Wände eingerissen und das Radio klingt bis zu uns in die Wohnung. Ach ja, und vorm Haus bzw. in der Nähe wechselt alle paar Tage eine Baustelle, aus diversen Gründen. Neue Gasleitungen zum Beispiel.

Next step?

Kommt die Frage „Wie geht’s dir?“ kommt derzeit von mir die Antwort: „Ich funktioniere!“ Inzwischen musste ich mir allerdings eingestehen, dass ich nur auf Sparflamme „betriebsbereit“ bin. Ich fühle mich ein wenig wie dieser Apfel. Alleine auf einer langen einsamen Straße. Und wer weiß, vielleicht rast von irgendwo bereits ein Fahrzeug heran…

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  1. Gefangen im Alltagstrott, bestehend aus Routinen und Pflichten. Kommt mir sehr bekannt vor… Die Ärzte können da einem eigentlich nicht weiter helfen, zumindest nicht die Allgemeinmediziner: die Diagnose ist zu offensichtlich, aber man kann „die Krankheit“ schlecht behandeln. Darüber zu schreiben/darüber zu reden kann kurzweilig Erleichterung verschaffen, aber einwandfrei und immer funktionierende Tipps zur langfristigen Bekämpfung dieses Zustandes gibt es leider nicht. Mir hilft es in solchen Situationen entweder für einen Tag alles liegen und stehen zu lassen und sich einfach mal im Bett zu verkriechen (allerdings braucht man dazu Ruhe und einen rücksichtsvollen Partner, der dir den Alltagskram abnimmt) oder zumindest ein paar der gewohnten Handgriffe umzustellen bzw zu ersetzen (zB länger unter der Dusche zu bleiben und dafür dann mal unterwegs frühstücken oder die Wäsche mal nicht morgens, sondern abens machen) – egal was, egal wie, hauptsache einfach mal was anders machen, als gewohnt und die Routine etwas aufbrechen. Wenn das erstmal geschafft ist, fällt einem plötzlich mehr ein, was einem gut tun würde und man traut sich auch mehr das umzusetzen. Am besten ist aber natürlich Urlaub – lange und weit weit weg. Aber gut, davon kann man nur träumen, denn keine Firma bezahlt einem 6 Monate Auszeit und eine Weltreise… u_u“

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