Der Wunschstern

Der Wunschstern

„Sei mal ganz still.“ flüsterte er und legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen. Mit der anderen Hand deutete er Richtung Himmel. „Siehst du den Stern? Den dort links, den der ganz stark leuchtet?“ Sie blickte in die Richtung in die er zeigte. „Es handelt sich um einen Wunschstern. Ich hole ihn dir runter und pflanze ihn dein Herz.“ Vorsichtig ergriff er das leuchtende Objekt und schob es langsam in ihren Körper, in ihr Herz. Nie zuvor hatte sie so etwas gespürt. Es war ein schönes, warmes Gefühl, von innen heraus. Es war wundervoll …
Er flüsterte: „Aber wünsch dir nichts unmögliches …“ Sein Blick war weiterhin nach oben gerichtet, sonst hätte er den Schmerz in ihren Augen gesehen – und die Träne, die über ihre Wange rollte. Sie behielt den Stern einen Moment bei sich, dann lies sie ihn wieder frei, ohne sich etwas gewünscht zu haben. Andere brauchten diesen Stern dringender als sie und der einzige Wunsch den sie gehabt hätte, wäre nicht zu erfüllen gewesen: ein „WIR“. So groß ihre Hoffnung auch war, dass es irgendwann ein Zusammengehörigkeitsgefühl geben würde, so wusste sie doch tief in ihrem Inneren, dass er ihr dieses nie geben könnte. Es war eben „nur“ ein Wunsch-, und kein Erfüllungsstern …

Wochen später, er schien vergessen ihr dieses Geschenk bereits gemacht zu haben, zeigte er in den Himmel und wollte ihr erneut einen Wunschstern einpflanzen. Es war eine liebevolle Geste, voller Hingabe. Doch ehe er ausreden konnte, hatte sie alles zerstört: „Den hast du mir schon mal geschenkt…“ wetterte sie. Ihr war in diesem Augenblick gar nicht bewusst, wie kalt und zurückweisend sie war. Sie fühlte sich so – gefühllos denn erst kurze Zeit zuvor war etwas zwischen den beiden zerstört wurden. Seit dem Tag begann sie mit jeder Sekunde weniger zu fühlen. Es sah so aus als würde sie abstumpfen.
Die folgende Nacht lag sie wach, ihre Gedanken kreisten: Wer keine Gefühle zulässt, kann auch nicht verletzt werden. Doch was sie vorher nicht bedacht hatte: wer keine Gefühle zulässt, kann selbst verletzen. Sie weinte. Warum hatte sie den Stern nicht angenommen und sich gewünscht, nicht mehr die zu verletzen, die ihr soviel bedeuten???
Auch der nächste Tag war geprägt von Tränen und einem Meer aus Gefühlen. Die Küsse schmeckten nach nichts mehr, die Umarmungen gaben keinen Halt mehr, … Liebte sie diesen Mann noch oder war inzwischen wirklich alles weg? Sie fühlte den Schmerz und die Tränen. Wenn wirklich alles vorbei wäre, wieso weinte sie dann? Das war der Moment indem ihr klar wurde, dass sie ihn innig liebte. Sie musste es nur zulassen, ihre Ängste überwinden und ihm so die Chance geben sie glücklich zu machen … Der Moment, indem sie sich unglaublich frei fühlte und ihre Augen für die kleinen Dinge zu öffnen. Der Moment, indem endlich beide bereit waren, zu arbeiten und tatsächlich etwas wie eine Beziehung begann…

Immer wenn sie jetzt in den Sternenhimmel blickt, stielt sich ein Lächeln in ihr Gesicht und ihre Augen glitzern. Zur Erfüllung ihres Wunsches braucht sie keinen Stern, denn alles wäre nichts, ohne diesen Mann an ihrer Seite …

(… und wenn sie nicht aufgehört haben sich zu lieben, so leben sie nun glücklich verheiratet, ohne Kinder, auf einem selbsterrichteten Gnadenhof in Schottland, in ihrem Türmchen und blicken auf die Blockhütte am Meer – – – oder auch nicht. ;))

~ für Miguel in Liebe ~

~ Danke für’s Sterne vom Himmel holen. Welche Frau bekommt das schon? 🙂
Ich liebe Dich!!! ~

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