Die Welt ist eine Scheibe!

~°~ Vorgeplänkel ~°~

Zu diesem Buch kam ich nur, weil ich bei meinem Schatz auf ihn wartete und meinen Roman durch hatte. So stöberte ich in seinem Bücherregal (ein hoch auf belesene Männer ;)) und griff zu einem der dünneren, aber ansprechenden Bände. Heraus kam dabei:

~°~ Das Buch ~°~

Terry Pratchett

Die Magie der Farben

Ein Roman von der bizarren Scheibenwelt

(Sonderausgabe „25 Jahre Scheibenwelt“)

 

Verlag: Pieper

Erscheinungsjahr:2008

Seiten: 269

ISBN: 978-3-492-28627-5

 

 

~°~ Klappentext ~°~

Der Unglücksrabe Rincewind wird von einem mächtigen Zauberspruch befallen und muss deshalb die Unsichtbare Universität verlassen. Er dient sich dem ersten Touristen der Scheibenwelt als Fremdenführer an und zeigt ihm auf einer turbulenten Reise die flachste aller Welten …

(„Die Farben der Magie“ ist der Auftakt zu Terry Pratchetts beliebtem Scheibenweltzyklus.)

~°~ Eigen Nacherzählung ~°

Der Zauberer Rincewind ist eigentlich kein richtiger Zauberer, denn auf Grund einer riskanten Wette, flog er von der Unsichtbaren Universität. In Ankh-Morpork (der Stadt der Zauberer und Attentäter) trifft er auf Zweiblume, den ersten (und äußerst naiven) Touristen. Da auch ein unfähiger Zauberer seinen Lebensunterhalt irgendwie bestreiten muss, willigt Rincewind ein, den Reiseführer für ihn zu machen. Dumm nur, dass Zweiblume Abenteuer erleben möchte: Schlägereien, Entführungen, Hinrichtungen,… Natürlich nur als Zuschauer. Doch das Schicksal schleudert die beiden geradezu von einem Abenteuer ins nächste. – Als „Helden“.

Immer mit dabei ist eine Holztruhe auf mehreren Beinen, Zweiblums Reisebegleiterin. Wie Rincewind schnell feststellen muss, hat auch so eine intelligente Truhe ihren ganz eigenen Kopf…

Zusammen entdecken die drei die Scheibenwelt mit allen „Aaahs“ und „Oh-Oh’s“.

~°~ Eindrücke / Meinung ~°~

~ Cover ~

Bei dem mir vorliegenden Band handelt es sich um einen Sonderband, da die „Scheibenweltromane“ bereits ihr 25jähriges Debüt gefeiert haben. Entsprechend aufwendig ist es gestaltet:

Auf lilafarbenden Untergrund ist eine Schildkröte zu sehen. An sich nichts ungewöhnliches, würden auf ihrem Panzer nicht vier Elefanten nicht stehen und auf diesen wiederum eine Scheibe, um genau zu seine eine ganze Welt, ruhen würde. Was wir hier sehen ist die „Scheibenwelt“. Dazu später mehr. Ein paar Verschnörkelungen an den Ecken und ein Art Schild in dem sich der Name des Autors und der Titel befindet und fertig ist ein schönes Hardcover eines Fantasyromans.

Scheinbar fanden die Verleger es auch toll, denn zu dieser Sonderausgabe gibt es einen Aufkleber in Form von Groß-A-`Tuin dazu. Nette Idee.

~ Inhalt ~

„Dort kommt die Schildkröte Groß-A-`Tuin. Langsam schwimmt sie durch den interstellaren Ozean – Wasserstoffeis klebt an ihren mächtigen Beinen, und Meteore haben zahllose Krater im gewaltigen alten Panzer hinterlassen. Aus meeresgroßen tränenden Augen blickt er einzig und allein zum Ziel. … Für das Gewicht sind in erster Linie Berilia, Tubul, Groß-T´Phon und Jarakeen verantwortlich, die vier riesigen Elefanten, auf deren breiten Schultern die Scheibenwelt ruht. Ein langer Wasserfall schmückt ihren Rand, und darüber wölbt sich das himmelblaue Firmament.“ [S. 7]

So beginnt dieser Roman. Ich finde es super, dass man als Leser nicht einfach in diese skurrile Welt geworfen, sondern erst einmal eingeführt wird. Die Idee an sich, eine Welt durchs Al gleiten zu lassen, ist endlich mal etwas anderes und die Beschreibungen sind so verständlich, dass ich mir auch als absolute „Scheibenweltlaiein“ alles bildlich vorstellen konnte. Manches lag zwischen den Zeilen, so dass meine Fantasie bei diesen Stellen angeregt wurde. (Genau das was ich mir von einem (Fantasy-)Roman wünsche.)

Vielleicht trage ich auch einfach die acht Farbe in mir. 😉

„Es wurde bereits darauf hingewiesen: Wer imstande ist, das ferne Oktarin zu sehen – die achte Farbe, das Pigment der Phantasie -, kann Dinge wahrnehmen, die anderen verborgen bleiben.“ [S. 72]

Glücklicherweise hat der Autor nicht nur auf Fantasie, sondern auch stark auf Humor gesetzt. Alle paar Seiten musste ich mindestens schmunzeln. Mit Kleinigkeiten brachte mich Pratchett zum Lachen. Hier zwei Beispiele:

„Sein Begleiter war noch immer damit beschäftigt, sich zu nähern; er hatte eine besondere Methode des Reitens entwickelt, die es von ihm verlangte, in Abständen von einigen Sekunden aus dem Sattel zu fallen.“ [S. 14]

„Ymors reche Hand zu sein … Es war so, als werde man mit parfümierten Schnürsenkeln langsam zu Tode geprügelt.“ [S. 22]

Aber nicht nur Fantasie und Humor schafft der Autor zu erwecken. Er gibt sogar kleine philosophische Denkanstöße.

„Er wäre sicher noch weitaus beunruhigter gewesen, wenn er gewusst hätte, dass es sich nicht um den üblichen Scheibenwelt-Drehschwindel handelte, sondern um die rückwirkende Erinnerung an ein Ereignis, das in der Zukunft wartete und ihn so nachhaltig entsetzen würde, dass die Schwingungen der Furcht weit bis ins vergangene Leben zurückreichten.“ [S. 154]

Alles in allem ein sehr schöne abwechslungsreiche Mischung.

Auch die Touristengeschichte, die Zusammenführung der beiden und natürlich die intelligenten Truhe, sorgen für eine Mischung aus so ziemlich jedem Genre. (Super für alle die eine leichte Lektüre mit Spannung suchen.)

~ Schreibstil ~

Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen. Ich finde das es auch durchaus für Jugendliche schon geeignet ist. Der Autor schreibt klar verständlich. Begriffe die der Scheibenwelt entspringen, werden erklärt. So lernt der Leser Stück für Stück die Welt kennen, auf der er sich dort bewegt.

Die Abenteuer die Rincewind und Zweiblume erleben geschehen Schlag auf Schlag. Rasant stürzen sie von einer Katastrophe in die andere, dennoch hat der Leser zwischendurch kurz Zeit Atem zu holen. Die Spannung bleibt so erhalten. Ich konnte gar nicht anders, als schnell umzublättern und weiter zu lesen.

Einziges Manko:

Auf Seite 13 gibt es eine Fußnote. Als Begründung fügt der Autor an, dass in dieser näher auf die Scheibenwelt eingegangen werden soll. Soweit, so gut. Ist ja auch nicht verkehr zu wissen in was für einer Welt man sich bewegt. Nur leider ist die Fußnote länger geworden, als der Romantext auf der Seite. Da die Schrift auch kleiner gehalten ist, fand ich es sehr mühsam zu lesen. Der Inhalt ist zwar sehr interessant, aber ich finde er hätte genauso gut, oder sogar noch besser, in den Roman selbst eingebaut werden können.

In diesem Fall muss ich schreiben, dass der Autor dies leider auch getan hat und zwar alle paar Kapitel lang. Ich weiß nicht, ob Pratchett der Meinung war, dass der Leser schnell ermüdet, unter mangelndem Erinnerungsvermögen leidet oder das Buch zwischenzeitlich einen längeren Zeitraum an die Seite legt. Aber irgendwann weiß wohl auch der Dümmste Leser, wie die Scheibenwelt aussieht.

Ebenfalls erfährt der Leser, dass Rincewind sich während seines Studiums auf eine Wette eingelassen hat. Sie erwies sich als fatal, denn einer der „großen Zaubersprüche“ hat sich in ihm verankert, weshalb er keine anderen Zaubersprüche mehr lernen kann. Leider erfährt der Leser auch das gefühlte zehnmal in diesem Roman…

Mich persönlich haben diese ständigen Widerholungen („Es ist eine Welt auf einer Schildkröte, auf der Elefanten, … blablabla“) schnell nur noch genervt.

~°~ Fazit ~°~

Die Geschichte um Rincewind und Zweiblume ist einfach und dennoch spannend. Viele kleine Stellen mit Denkanstößen und  philosophischen Fragen bewegen den Leser hier zum mitmachen. Der Humor kommt dank des lockeren Schreibstils nicht zu kurz und dank der schnellen Folge von – sehr unterschiedlichen – Schwierigkeiten in denen die beiden geraten, ist auch für eine Menge Spannung gesorgt. Verpackt ist das Ganze in einem schönen Cover und einen Aufkleber gibt es noch obendrauf.

Wer über die vielen Wiederholungen der Erklärungen hinwegsehen kann, bekommt hier ein humorvolles, spannendes und etwas anderes Fantasybuch.

DieFarbenDerMagie(Buch & Aufkleber)

DieFarbenDerMagie(ewig lange Fußnote)

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