Eisiges Feuer & herrschaftliche Emotionen

George R. R. Martin

Das Lied von Eis und Feuer (1)

Die Herren von Winterfell

Verlag: blanvalet

Erscheinungsjahr:2010

Seiten: 415

ISBN: 978-3-442-26774-3

~ Klappentext ~

Eddard Stark, der Lord von Winterfell, lebt mit seiner Familie im kalten Norden des Königreichs Westeros, und er weiß, dass der nächste Winter Jahrzehnte dauern wird. Als der engste Vertraute seines Königs und alten Freundes Robert Baratheon stirbt, soll Eddard an dessen Stelle treten. Für die Zeit, die er am Königshof zubringen muss, überträgt Eddard die Herrschaft über Winterfell an seinen Erben Robb – während sich sein Bastardsohn John den Kriegern der Nachtwache anschließt. Doch Robert Baratheon ist nicht mehr der starke Herrscher, der er einst war, und um den Eisernen Thron scharen sich Intriganten und feige Meuchler. Eddard sieht sich plötzlich von mächtigen Feinden umzingelt und muss hilflos zusehen, wie seine vierköpfige Familie in alle Winde verstreut wird. Die Zukunft des gesamten Reiches Westeros steht auf dem Spiel …

~ Eindrücke/ Meinung ~

Das Cover ziert ein Wappen der Familie Stark. Ein Banner verkündet das Motto der Familie: „Der Winter naht.“. Eine nette Idee, da jedes Band dieses Epos ein anderes Wappen, sowie den entsprechenden Slogan trägt.

Dieses Geschichte spielt in einer fiktiven Welt. In diesem ersten Teil reisen wir hauptsächlich in „Westeros“. Um dem Leser eine Übersicht und Orientierung zu bieten, gibt es im Cover eine Landkarte mit den Orten. Jedes Land hat seinen eigenen Clan. Zur Übersicht dient eine Chronik am Ende des Buches. Hier kann der Leser jederzeit nachschlagen welcher Charakter zu welchem „Haus“ gehört. Bei den ganzen Namen, mit denen man in diesem Roman förmlich erschlagen wird, wirklich sehr hilfreich.

Robert Baratheon ist Herrscher über sieben Königreiche. Als dessen „erste Hand“ stirbt, bittet er seinen alten Freund Eddard Stark diesen Posten zu übernehmen, denn Robert ist der festen Überzeugung niemanden mehr vertrauen zu können. Edd nimmt an und zieht mit seinen Töchtern Sansa und Arya nach Königsmund. Während seiner Abwesenheit vertraut er seinem ältesten Sohn Robb Winterfell an.

Dieser Roman ist voller tragischer Ereignisse. Bereits am Anfang kommt es zu einer Tragödie, als Bran Stark schwer verletzt aufgefunden. Der zweitälteste Sohn von Eddard liegt lange Zeit im Koma und als er endlich erwacht ist nichts mehr wie vorher. Leider kann er sich nicht mehr daran erinnern, was passiert ist.

In Königsmund beginnt sein Vater inzwischen daran zu zweifeln, dass Jon Arryn eines natürlichen Todes starb. Heimlich beginnt er Nachforschungen anzustellen und muss bald selbst um sein Leben bangen.

Jon Schnee, Eddards unehelicher Sohn, tritt zur gleichen Zeit der Nachtwache bei. Männer, Halunken, Verstoßene, die am Rande des Reiches den Feind aufhalten sollen. Hier findet Jon zum ersten Mal so etwas wie Freunde, denn dort draußen sind alle gleich. Es zählt nicht mehr wer man vorher war. An der Mauer sind alle Brüder, denn auf der anderen Seite sind „die Anderen“ (Untote) in einem Tiefschlaf und wenn sie erwachen, werden alle kämpfen müssen.

Catelyn Stark bekommt unterdes Hinweise darauf, dass Brans Sturz kein Unfall war. Es gelingt ihr, den mutmaßlichen Attentäter mit einem kleinen Trupp Soldaten festzusetzen. Sie bringt ihn zu ihrer Schwester Lisa Arryn, ohne zu ahnen was sie damit auslöst.

Visery III will unterdes mit einer riesigen Armee seinen Thronanspruch gelten machen. Zu allem Überfluss nehmen die Anzeichen zu, dass „die Anderen“ erwachen …

Sehr schön finde ich die Aussagen der großen (und kleinen) Leute, hinter denen so viel Wahrheit steckt. Oft habe ich das Buch einen Moment an die Seite gelegt, um über eine Aussage nachzudenken. Meine beiden Lieblingszitate aus diesem Buch möchte ich euch nicht vorenthalten:

„[…] Wie alle Könige der Targaryen vor ihm. Doch unsere Tradition ist die ältere. Das Blut der ersten Menschen fließt noch heute in den Adern der Starks, und wir halten an unserem Glauben fest, dass ein Mann, der ein Urteil spricht, auch selbst das Schwert führen soll. Wenn du jemanden das Leben nehmen willst, bist du es ihm schuldig, ihm in die Augen zu blicken und seine letzten Worte zu hören. Wenn du es nicht ertragen kannst, dann verdient der Mann vielleicht auch nicht den Tod. […]“ (S. 23)

„[…] Mein Bruder hat sein Schwert, König Robert hat seinen Streithammer, und ich habe meinen Verstand … Wie ein Schwert den Wetzstein braucht ein Verstand Bücher, um seine Schärfe zu behalten. […]“ (S. 159)

Es sind tiefgründige Worte, die der Autor hier hat einfließen lassen. Doch auch andere Bereiche kommen nicht zu kurz. So zum Beispiel wird dem Thema Liebe und Sex immer wieder Bedeutung zugemessen. Hier hat die Frau keine Entscheidungsgewalt über ihr Schicksal. Geheiratet wird nicht, wen sie liebt, sondern wer gut für das Reich ist. Oft werden Geschwister vermählt, nur um die Blutlinie rein zu halten. Der Autor nimmt hier keine Hand vor den Mund, sondern schreibt unverblümt:

„[…] Mit Khal Drogos Armee, so kehren wir heim. Und wenn du ihn dafür heiraten und sein Bett teilen musst, dann wirst du es tun. […] Ich würde dich von seinem ganzen Khalasar ficken lassen, wenn es sein müsste, von allen vierzigtausend Mann, und von ihren Pferden auch, wenn ich dafür meine Armee bekäme. […]“ (S. 50)

Auch traurige Stellen gibt es in diesem Roman so einige. Im Laufe der Seiten wuchsen mir die Charaktere ans Herz, einige mehr, andere weniger. So freute ich mich mit ihnen und litt Arya, als sie ihre Wölfin vertreiben musste, um ihr das Leben zu retten. Die Schattenwölfin war von klein auf an ihrer Seite und hat sie verteidigt. Freiwillig würde sie nie von Arys Seite weichen. Die Liebe der beiden zueinander konnte man zwischen den Zeilen spüren und dann sollte sie sterben …

„[…] Wie mussten Steine werfen. […] Ich habe ihr gesagt, dass sie weglaufen soll, dass sie frei sein soll, dass ich sie nicht mehr wollte. […] Zwei Mal habe ich sie getroffen. Sie hat gejault und mich angesehen, und ich habe mich so geschämt, aber es war doch richtig, oder? Die Königin hätte sie getötet. […]“ (S. 282)

Bei allen Emotionen kommt auch die Brutalität nicht zu kurz. Oftmals bildlich uns sehr schockierend. So wird Brans verkrümmter Körper genau beschrieben und Kampfwunden sprachlich ausgemalt. Doch auch eine andere Form der Brutalität und der Kälte wird beschrieben: Der Hass. So wird sehr deutlich, dass „Bastarde“ (uneheliche Kinder) stets unter dem Rest des Volkes zu leiden haben. Manche müssen sogar um ihr Leben fürchten. Hier droht der eigene Vater seinem Sohn, da er ein Schwächling ist und er ihn keinesfalls auf dem Thron sehen will:

„[…] Falls du es nicht tust, werden wir am Morgen auf die Jagd gehen, und irgendwo in diesen Wäldern wird dein Pferd ins Stolpern kommen, und du wirst vom Sattel fallen und sterben … das zumindest werde ich deiner Mutter erzählen. …[…] Nichts würde mir mehr Freude bereiten, als dich zu jagen wie das Schwein, das du bist. […]“ (S. 341)

~ Fazit ~

Ein Roman voller Familien, Landschaften und Emotionen. Viele kleine Geschichten und Familienfäden ergeben ein Ganzes. Auf Grund der Schreibweise lässt es sich teilweise etwas zäh lesen, doch durch die Einteilung in Kapitel ermöglicht es, das Buch auch einmal an die Seite zu legen ohne „den Faden“ zu verlieren.

Anfang war ich sehr skeptisch, jetzt bin ich froh, dieses Buch gelesen zu haben. Ich kann diesen Roman Fantasy & Mittelalter-Fans sehr empfehlen. (Ich habe bereits den zweiten Teil begonnen. ;))

~ weitere „Das Lied von Eis und Feuer“ Fortsetzungsromane ~

Das Erbe von Winterfell (2)

Der Thron der Sieben Königreiche (3)

Die Saat der goldenen Löwen (4)

Sturm der Schwerter (5)

Die Königin der Drachen (6)

Zeit der Krähen (7)

Die dunkle Königin (8)

Der Sohn des Greifen (9)

Ein Tanz mit dem Drachen (10)

weitere Romane sind in Vorbereitung

~ über den Autor ~

George Raymond Richard Martin, 1948 in Bayonne / New Jersey geboren, veröffentliche seine ersten Kurzgeschichten im Jahr 1971 und gelangte damit in der Science-Fiction-Szene zu frühem Ruhm. Gleich mehrfach wurde ihm der renommierte Hugo Award verliehen. Sein mehrteiliges Epos Das Lied von Eis und Feuer wird einhellig als Meisterwerk gepriesen. George R. R. Martin lebt in Santa Fe, New Mexico.

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Norden-horz

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