Eiskalte Geschäftsidee

Langeweile macht bekanntlich kreativ und Geld kann man fast immer gebrauchen. So entwickelten mein Partner und ich, in einem Anflug von ersterem und Mangel von letzterem, eine Geschäftsidee. Eine bei der nicht nur der Kopf kühlt bleibt:

Wir gründet eine

—> Eisschollenvermietung! <—

Dafür brauchten wir natürlich erst einmal die Eisschollen und einen Handelspartner. Ganz wichtig. Immer hin konnten wir nicht einfach in die Arktis segeln, eine Fahne ins Eis stecken und ein Schild aufstellen: „Zu vermieten.“ Aus der Vergangenheit lernt man schließlich. Telefonkosten wären zu hoch gewesen, dem Postweg trauten wir nicht. Aber wie gut das wir als pfiffige Unternehmer direkt eine Lösung hatten. Eine Bekannte strickte einen kuscheligen Schal und eine kuschelige Mütze. Mit Werbung. Darauf hatten wir bestanden! Eine robust wirkende Taube damit ausgestattet und mit einem Brief schickten wir diese auf die Reise. (Ich war eigentlich für einen Pinguin. Der hatte meiner Meinung nach die überzeugenderen Argumente gehabt. Aber mein Partner meinte, die Schollen wären geschmolzen, bis er da wäre.)

Wir baten um die Zusendung einer Probescholle. Aus Eis. Nicht der Fisch! Unserem Wunsch wurde nachgekommen. (Wir hatten als Austausche einen Kühlschrank geschickt.) Sehnsüchtig  warteten wir auf das Paket aus der Arktis. Wochen später stand ein völlig durchnässter Paketbote vor unserer nicht vorhandenen Geschäftstür. (Eigens zu diesem Zweck hatten wir uns ein Iglu gebaut. Erschien uns stilecht.) Ich verkniff mir jeglichen Kommentar und unterzeichnete. Als er ging warf ich noch Kopfschüttelnd einen Blick auf ihn. Mein Partner fragte was denn sei, erzählte ich ihm das der gute Mann scheinbar in seiner Dienstkleidung geduscht hat. Mein Partner schüttelte daraufhin ebenfalls den Kopf. Wir waren uns einig. Komische Leute muss es auch geben.

Bevor wir uns aber weiter mit der menschlichen Psyche auseinander setzen konnten (und wollten), interessierte uns viel mehr der Inhalt des Pakets. Beim schütteln plätscherte es. Eigenartig. Da es sich um eine Holzkiste handelte bewaffneten wir uns mit einer Brechstange. Das heißt mein Partner machte sich damit ans öffnen. Ich positionierte mich mit einem Baseballschläger (übrigens 1a für Schneebälle) an der Seite. Da könnte irgendwas aus der Kiste springen und meinen Partner anfallen. Schließlich sieht man das immer in Abenteuerfilmen. Sprang aber nichts. Floss vielmehr. In Form einer RIESIGEN Flutwelle platschte es nur so gegen meinen Partner. (Der Anblick lies mich vermuten, dass der Paketbote vielleicht doch nicht geduscht hatte.) Ein Blick auf den Absender verriet uns das es sich bei dem Inhalt um die Eisscholle handelte. Den Versuch diese wieder zusammen zu setzen gaben wir recht schnell  auf.

So ein Projekt kostet allerdings auch eine ganze Menge. Wir brauchten also Startkapital. Wie gut das es staatliche Fördergelder gibt. Also ab zum Jobcenter, Beratungstermin machen. Termin gekommen. Wir schick in Schale. So richtig schicki-micki, mit langem Fellbesetzten Mantel. (Imitat natürlich. Pelz ist Mord!) Die Dame hinter dem Schreibtisch blickt verwirrt zu uns auf. Vermutlich hat sie noch nie Pseudo-Eskimos gesehen. Kann man schon verstehen. Sind ja auch nicht so weit verbreitet, hier in Europa. Aber wir kamen ja nicht in Aufklärungsmission, sondern in eigener Sache. Geld wollten wir haben. Doch so ganz ernst schien uns die Dame nicht zu nehmen. (Wir hätte wohl doch Anzüge von der Stange nehmen sollen.) Scheinbar hielt sie eine Eisschollenvermietung für eine blöde Idee. Wir fand es innovativ.

EisscholleSo schnell gaben wir nicht auf. Standen mit Überzeugung hinter „Projekt Eiskalt“. (Das war der Codename. Sollte ja kein anderer was mitbekommen. Die Konkurrenz schläft nicht.) Um das Geld zu beschaffen bedienten wir uns einer unkonventionellen Art: Wir sammelten Pfandflaschen. Vom Fußballspielen wussten wir, dass es davon in Stadionnähe eine ganze Menge gab. Leider erwies sich das sammeln als äußert gefährlich, da die Pfandmafia ihre Revier voll im Griff hatte. Irgendwann hatten wir es dann geschafft. Dank eines unerwarteten Erbes konnten wir loslegen. (An dieser Stelle möchte ich erwähnen das 2,75 € davon hart erarbeitetes Geld waren.)

Unsere Brieftaube war inzwischen zu unser Auslandsbeautragten aufgestiegen. Scheinaber lies sie sich aber immer wieder auf’s Glatteis führen, denn die Geschäfte liefen schleppend. (Ich hatte ja gleich gesagt, wir hätten einen Pinguin nehmen sollen!) Wir flogen in die Arktis um uns unsere Geschäftsidee mal ganz genau anzusehen. Verdammt war das kalt da! Da war also das Problem. Wir mussten es hier ein wenig kuscheliger gestalten. Anfangs verteilten wir Kerzen, doch leider waren unsere Finger so gefroren, dass wir sie nicht anbekamen. Wir brauchten etwas anderes.

Ein Hersteller von Solarien lehnte eine Zusammenarbeit ab. Er hatte Angst das die Kunden aus Gewohnheit die Regler zu hoch einstellten und ihnen letzten Endes der Boden unter den Füßen schmilzt. Das wäre einer super tolle PR gewesen. Wir hatten schon die Schlagzeile vor Augen:

„Sonnen auch Sie sich endlich auf der kalten Seite des Lebens!“

Schade.

Leider hat es mit der Eisschollenvermietung nicht ganz so geklappt wie wir uns erhofften. Aber unser Ehrgeiz ist gepackt. Bei einer Lagerauflösung konnten wir eine große Charge Regenschirme ersteigern. Damit machen wir uns nun auf in die Wüste. In die Sarah um genau zu sein. Das ist nämlich die größte. Somit gibt es da auch genug Leute die noch keinen Regenschirm haben.

Ach ja. Die Eisschollen. Wir haben sie in Flaschen abgefüllt und ein Schild „Cool drinks – to go“ hinterlassen. Unser Beitrag zur Klimaerwärmung. Wären ja sowieso geschmolzen. Und so haben wir, ganz nebenbei, die Menschheit gerettet. (Keine Überflutung durch Schmelzwasser.) Das Wasser kam leider nicht ganz so gut an. Wir hatten wohl den Salzanteil unterschätzt …

[Lieben Dank an meinen Göttergatten Ron für den Anstoß zu dieser Geschichte. Sowie an Robert Werner der mit einem seiner Toonmix Filme den Auslöser gab.]

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