Gedankensplitter – Störung im Literaturgenuss

Ich gebe in der Öffentlichkeit wohl ein komisches Bild ab, denn ich bin ständig am Lesen. Sei es an der Haltestelle oder im Bus. Einmal, ich war zu früh bei einem Termin, setzte ich mich in die Sonne – auf einer Verkehrsinsel. ^^ – Aber vorzugsweise lese ich unterwegs im Zug/ Regio-S-Bahn, da ich dort die längste Zeit verbringe und somit in Ruhe lesen kann. Ich gehöre zu den Leserinnen die wirklich abtauchen. Hinein in eine fantastische, grauenvolle oder auch makabre Welt. Für mich „leben“ die Figuren. Ich liebe oder hasse sie, ich freue mich mit ihnen oder leider mit ihnen. Lese ich eine Stelle ein zweites Mal, so erlebt diese „Person“ den Moment noch einmal.

Beim letztes Mal tat es mir selbst weh, den armen Mann ein weiteres Mal diesen Liebesbeweis (?) anzutun. Aber: Es war nicht meine Schuld! Leser kennen vielleicht die Frage: „Was stört beim Lesen am meisten?“ Antwort: „Der Fahrkartenkontrolleur!“ – Erraten. Auch ich wurde an einer brisanten Stelle kontrolliert. Die gute Dame wusste wohl nicht, was das, in einer fernen literarischen Welt, bedeuten würde. Dort berichtete ein Arzt folgendes:

doc„[…] die Bräuche in der Männergesellschaft der Odinga am oberen Volta sind unverändert barbarisch. Mir wurde das zweifelhafte Privileg zuteil, einer Geburt beizuwohnen zu dürfen. […] Die Kindesmutter hält nämlich während der Wehen einen Strick in der Hand, dessen Ende um den Penis des Mannes geschlungen ist, und so kann man leicht seine Qualen ermessen, wenn sie unwillkürlich bei jeder Kontraktion an dem Strick zerrte. Der Mutter hatte ich keine ärztliche Hilfe leisten dürfen, aber nach der Geburt wurde mir bereitwillige erlaubt, die Verletzungen des Mannes – schwere Quetschungen – zu behandeln …[…]“ (aus „Formula – Tunnel des Grauens)

Da ich, sollte es irgendwann doch einmal mit den „Umständen“ bei mir so weit sein, ich meinen Göttergatten nicht bei der Geburt dabei haben möchte, bietet sich mir diese Option nicht.

Schade.

Irgendwie. 😉

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