Ich habe einen Plan! Sommerurlaub 2014 – Zeitreise. Auf den Spuren des Zweiten Weltkrieges.

Ein weiterer Punkt auf meinem Urlaubsplaner war eine Zeitreise. Viele fragten sich was es damit wohl auf sich hat. Eure Neugierede soll nun befriedigt werden. 😉

Zeitreise

Auch wer Urlaub hat, sollte dem Grauen nicht den Rücken kehren. Gar nicht so weit weg von unserem Haus, im Bremer Stadtteil Farge/ Rekum, liegt ein Mahnmal des Zweiten Weltkrieges:

Bunker Valentin

Denkmal "Tod durch Urlaub"
Denkmal „Tod durch Urlaub“

Es handelt sich hierbei um die Ruine einer U-Boot-Werft. Zwischen 1943 und 1945 waren hier 1000sende von Zwangsarbeitern, aus ganz Europa, am Schuften. Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge, aber auch Zivilarbeiter. Unterernährung, Krankheiten und (natürlich?) Tötungen forderten hier mehr als 1100 Opfer …

Als mir klar war, dass ich mich auf die Spuren der Schreie und Schmerzen machen wollte, so wollte ich dies nicht allein tun. Sicher ist so eine Werfterkundung auch auf eigene Faust interessant, doch mit einer Führung und jemandem der einem vielleicht noch das ein oder andere „neue“ erzählt würde es sicher mehr Spaß machen. Mein Göttergatte begleitete mich auf eine, 1,5 Stunde dauernde, Reise in die düstere Vergangenheit …

Natürlich sollte dieser Bunker auch einen Zweck erfüllen: An diesem Ort sollten die, zu diesem Zeitpunkt neuen, U-Boote des Typs XXI gebaut werden. Die Werft sollte unabhängig von feindlichen Luftangriffen mit Bombenangriffe und dabei äußerst effektiv sein. Auch das U-Boot selbst sollte technisch top sein: Die bisherige Unterwassergeschwindigkeit sollte mehr als verdoppelt, die Unterwasserreichweite bei gleicher Geschwindigkeit etwa um den Faktor 8 erhöht und die Tauchtiefe um etwa 30 % vergrößert werden. Geplant war, dass alle 56 Stunden solch ein neues U-Boot den Bunker verlassen sollte. Erst das Ende des Krieges gebot dem Einhalt.

Auf den gesamt ca. 49276 m² sollten die Teile, die aus anderen Werften Deutschlands kamen, zu einem Ganzen zusammen gebaut werden. An insgesamt 13 sogenannter „Taktplätze“ sollte jeweils ein Schritt erfolgen. Von Taktplatz 1 – Kiellegung und Verschweißung der insgesamt acht Sektionsteile bis hin zu Taktplatz 13 – Endprüfung und Auslaufen des U-Bootes.

Die Hallen sind wirklich riesig – und recht frisch. Obwohl draußen fröhlich die Sonne scheint herrscht hier eine frostig-melancholische Stimmung. Seit Jahrzehnten schuftet hier keiner mehr um sein Leben und doch ist genau das, die drückende Stimmung, die Angst, allgegenwärtig. – Aber ich finde genau das gehört auch irgendwie dazu. Immerhin ist es ja ein Mahnmal und soll mit seiner 1 Tonne Gesamtmasse an vergangene Gräueltaten erinnern.

Wobei mir grade die Vorstellung durch den Kopf spukt hier Leben und Freunde rein zu bringen. Ich stelle mir den Bunker mit bunten Blumen, Handabdrücken und lachenden Smiley vor. An den Aussparrungen ranken bunte Blumen herunter, Kinderlachen erfüllt die Hallen, … Wo man hinsieht erblickt man händchenhaltende Paare jeder Genration, Harmonie und Einigkeit liegt in der Luft … Doch dann wird es um mich herum plötzlich still, die bunten Farben verblassen zunehmend und ich erwache aus meinem Tagtraum. Um mich herum nichts als die drückende Enge des Bunkers. Ich fröstele und erinnere mich an eine schaurige Legende:

Dieser zufolge sollen sich in den Wänden Leichen türmen! Den Nazis war es ja bekanntlich egal, wenn ein Arbeiter starb. Hier arbeiteten die Menschen bis zum Umfallen. Einige sollen erschöpft in den Beton gefallen und dort qualvoll gestorben sein …

Wie Eingangs bereits erwähnt sollte der Bunker vor Luftangriffen schützen, ironischerweise fiel „Valentin“ genau diesem zum Opfer: Die Wände des Bunkers wurden in der ersten Ausbaustufe grade einmal 4,5 cm dick gebaut, ebenso wie die Decken. In der zweiten Ausbaustufe wurden die Wände mit einer Zerschellbetonschicht auf sieben Zentimeter erweitert. Die zweite Stufe wurde jedoch nicht fertig gestellt, da am 27,. März 1973 gleich zwei „Grand Slams“ (10-Tonnen-Bomben), der Allierten die Decke zerschlugen. – Diese war noch nicht ausgebaut. – Ein weiteres Mal schlugen sie am 30. März zu. Der Bunker war bereits zu 90 % hergestellt und wurde, mit diesen beiden Schlägen, fast vollständig zerstört. – Historiker und andere technische Fachleute gehen übrigens davon aus, dass „der Feind“ diesen Zeitpunkt deswegen bewusst gewählt hat, denn nach der Fertigstellung wäre „Valentin“ unverwundbar gewesen. – Und wer weiß, vielleicht wäre eine andere Geschichte geschrieben wurden …

0 Gedanken zu „Ich habe einen Plan! Sommerurlaub 2014 – Zeitreise. Auf den Spuren des Zweiten Weltkrieges.“

  1. Liebe St. Moonlight,
    seit Kurzem habe ich Deinen Newsletter abonniert. Vielen Dank für die interessante Info über das doch schlimme Kapitel unserer deutschen Geschichte in Bremen Farge. Ich hoffe auf alle Fälle, dass Du Dich in Deinem Rest-Urlaub freudigeren Dingen hinwenden kannst und bei hoffentlich doch noch schönem Sommerwetter entspannen kannst.
    Liebe Grüße sendet Dir Andreas aus Walsrode

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