Immer wieder Spaß in öffentlichen Verkehrsmitteln! – Showdown der Superlative

„Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug.
Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße.“
[Franz Kafka]

Liebe Leser,

herzlich willkommen einer neuer Ausgabe von:

„Immer wieder Spaß in öffentlichen Verkehrmitteln! – Showdown der Superlative“

Gestern Morgen, passend zum bevorstehenden Wochenende, beschloss ich mal etwas neues zu probieren: Zeit sparen. Nicht irgendwo, sondern bei den öffentlichen Verkehrsmitteln. – Wer selbst mit Öffi’s fährt wird jetzt vermutlich in schallendes Gelächter ausbrechen. – Gut, dort selbst wird man wohl eher nichts sparen können, aber dafür an dem WANN. Ich beschloss einfach mal einen Bus, eine Regio-S-Bahn und eine Straßenbahn später zu fahren! Laut Fahrplan sollte das alles reibungslos funktionieren und sogar genügend Zeit zum Umsteigen sollte mir danach vergönnt sein. Da ich an meiner Endstation nur einmal über die Straße müsse, würde das alles passen und ich um kurz vor 7:53 Uhr ankommen. (Ich höre schon wieder schallendes Gelächter!)

Was wollte gleich drei Dinge auf einmal. Was war also vorprogrammiert? Ihr könnt es sicher denken…

Station 1.0 – Bus

Als erstes benötige ich für meinen „Arbeitsweg“ den Bus. Ironischerweise nennt sich das Ding noch Stadtbus, auch wenn es in Wirklichkeit eher ein Überlandbus ist. Denn ich wohne im „Grünen“ Teil vonBus Bremen. (Das bezieht sich nicht auf die vorherrschende Partei, sondern auf die Einöde.) Vom Zuhause bis zur Bushaltestelle sind es grade einmal etwas fünf Minuten. Das ist doch relativ angenehm. An diesem Morgen stand bereits ein Rollstuhlfahrer an der Haltestelle. Vom sehen kannte ich den jungen Mann bereits. Einer der umgänglichen Sorte. Ein kleines „Verdammt“ entrutschte meinen Gedanken dennoch, denn das raus- und reinfahren der Rampe dauerte einige Minuten. Das würde natürlich Zeit kosten. Lies sich nicht ändern, der Mann musste ja schließlich auch zur Arbeit. Ich machte also das, was ich eigentlich immer mache: Buch raus. Lesen. Warten bis ich aussteigen muss. Ich genieße die Zeit, wenn ich mich wirklich auf den Inhalt meines Buchen konzentrieren kann. Ist leider oft schwer, denn es gibt ja noch Mitfahrer. Oft mit Smartphone, MP3-Player oder Kumpels, die der Meinung sind einen gleich mit unterhalten zu müssen…. *genervt-die-Augen-roll*

Mit mir stieg eine von der Musiksorte ein, aber ich schaffte es mich weit genug von ihr wegzusetzen. *Juhu!* So in mein Buch vertieft nahm ich die Haltestellendurchsagen nur am Rande war, doch dann war da plötzlich etwas anderes:

„Sehr geehrte Fahrgäste, bitte steigen Sie in den Ersatzbus um. Dieser hier fällt, aufgrund eines technischen Defektes, aus!“

Jippie, das fing ja gut an….

Station 1.1 – Bus

Ersatzbus??? Konnte ich nicht entdecken. = War noch gar nicht da! Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, stieg ich also in eine andere Linie, von der ich wusste, dass sie ebenfalls meinen Umsteigepunkt ansteuert. Das taten auch etwa die Hälfte der Passagiere. Es wurde kuschelig. – War ja auch etwas frisch draußen. – Ich ergatterte einen Sitzplatz und konnte in meinem Roman weiter lesen. Ungestört? Nicht so ganz. Ratet mal wer neben mir saß. Genau: Das junge Mädel mit der „musikalischen Unterhaltung“. (Ich bin immer noch für einen Störsender der in Bussen eingebaut wird und Smartphones und MP3-Player außer Betrieb setzt! Würde zwar auch meinen Kindle betreffen, aber es gibt ja auch „altmodische“ Offlinebücher! Meine Ruhe wäre es mir wert!!!)

Station 2.0. – Regio-S-Bahn

BahnhofVegesackNach etwa zehn Minuten hatte ich meinen ersten offiziellen Umsteigepunkt erreicht. Natürlich (?) mit Verspätung! Also schnell zu den Gleisen hechten und in den Zug springen. Tatsächlich gelang es mir, im inzwischen recht vollen Zug, einen Sitzplatz zu ergattern. Ich konnte wieder lesen. *Juhu*

Doch es kam wie es wohl kommen musste. Auf einem Vierer schräg gegenüber von mir, setzten sich zwei angetrunkene „Herren“. An sich nicht schlimm, solange sie mir vom Leib bleiben und mich in Ruhe lassen. Taten sie glücklicherweise auch. Leider aber auch noch viel mehr: Sie unterhielten direkt den ganzen Wagon (mindestens).

Der schmalere Mann zückte sein Smartphone. Ich stellte mich bereits seelisch auf laute Musik ein, aber nein, er nutzte eine Sprachnachricht. (Scheint irgendwie ein neuer Trend zu sein. Entweder ist selbst schreiben out oder es wurde inzwischen verlernt.) Lautstark grölte er ins Mikro: „Eine wunderschönen guten Morgen herzallerliebeste Familie. Habt ihr gut geschlafen Also ich habe gar nicht gepennt und mir gehts total großartig. Ich könnte die ganze Welt umarmen, so großartig gehts mir. Ich bin immer noch total hacke, hab auch nicht gepennt. Aber mir gehts voll gut. Wenn ihr also was auf der Seele habt, meldet euch bei mir – Shadowtower. Ich wünsche euch einen supertollen Tag!“

Mmmh.. Na ja, immerhin hat der Mann selbst gemerkt das er betrunken ist, ist ja schon mal was. Sollte man meinen. Scheinbar reichte ihm das aber nicht, denn er zog eine Flasche aus der Tasche. Eine Bierflasche! Diese stellte er auf das kleine Tischen, stellte sich breitbeinig davor, griff in seine Hosentasche und … holte einen Flaschenöffner hervor. (Was habt ihr denn gedacht? ;)) „Wir benutzen einen Flaschenöffner.“ lallte er. „Wir sind ja schließlich vornehme Menschen.“ Fast hätte ich laut losgeprustet.

Aber es kam noch besser, denn der Schmächtige forderte sein Gegenüber plötzlich auf: „Aber was ich dir jetzt gleich zeige, bleibt unter uns.“ „Was denn?“ „Ja das was ich dir gleich zeige.“ Mit diesen Worten hielt der Schmächtige seinem Kumpel das Smartphone unter die Nase: „Di Pussy meiner Frau! Ist das nicht ’ne Prachtpussy?“ Der andere beugte sich vor, betrachtete das Bild und stimmte zu: „Und wo ist das Bild von den Hollywoodballons?“ „Zeige ich dir.“ Kurzes nesteln am Handy und ein erneutes Drehen. „Aber das bleibt unter uns! Nicht das du das T. beim nächsten Mal sagst.“

Ich hätte mir in den Momenten der Nacktfleischbeschauung zu gerne reiferer Menschen in Sichtnähe gewünscht. Ob die rot geworden wären? Hätten sie sich lautstark entrüstet oder sich einfach weggesetzt? Ich jedenfalls musste einfach nur Grinsen…

Bis zum Ende unterhielten die beiden mich jedenfalls nicht, denn sie stiegen schon einen Knotenpunkt vor mir aus. „Die Junkys brauchen neuen Stoff.“ Na dann …

Station 3.0. – Straßenbahn

Die Regio-S-Bahn hier in Bremen gehört zu einem Privatunternehmen, nutzt aber die Gleise der DB. Zur Folge hat dieses: Warten. Genauer gesagt auf einen entgegenkommenden Zug, wenn dieser dann eben zur Deutschen Bahn gehört. (Auch wenn die das Monopol verloren hat, so weiß man sich Vorteile zu sichern. Den Service macht es jedoch nicht besser.) So kam es, dass mein „Zug“ mit Verspätung am Hauptbahnhof eintraf und meine Anschluss-Straßenbahn auch weg war….

Station 3.1. Bus

Ein eindeutiger Vorteil an so großen und zentralen Umsteigepunkten ist jedoch, das es immer mehr als eine Linie gibt, die in die passende Richtung fährt. In meinem Fall war es dann eben ein Bus, der als Nächstes kommen sollte. Mit ein wenig Verspätung traf dieser auch ein, wenn auch mehr als voll. (Klar, Schule.)

Normalerweise gehe ich vom HBF zu Fuß. Ein wenig frische Luft und Bewegung tun Morgens ganz gut. Da ich ja später los bin, hätte es zeitlich nur nicht mehr gereicht. Aber ob es im Bus reichen sollte? Es sind lediglich drei Haltestellen und auch nur einige Minuten. Theoretisch.

„Mein“ Bus bliebt nämlich an einer roten Ampel stehen und diese hielt geschlagene zwei Minuten ihre Farbe! Ich muss wohl nicht erst erwähnen, das die Haltestelle schon zu sehen war und einfach nur (fast) direkt hinter dieser Ampel lag? Hätte der Busfahrer uns einfach aussteigen lassen, wäre es schneller gegangen. Durfte er aber nicht. Danger!

So kam es das auch dieser Bus, noch mehr, Verspätung hatte …

Station 4.0. Endstation

08:04 Uhr. „Sie haben ihr Ziel erreicht.“

Ich fasse zusammen: DAS ich Zeit SPAREN wollte, hat mich Zeit GEKOSTET.

Aber so ist das einfach: Öffentliche Verkehrsmittel sind mindestens genauso unberechenbar wie ihre Fahrer und Passagiere … und das Schöne darin ist: Frau kann ganze Blogeinträge damit füllen. 😉

Bus

5 Gedanken zu „Immer wieder Spaß in öffentlichen Verkehrsmitteln! – Showdown der Superlative“

  1. Ich kenne das nur zu gut. Irgendwie ziehe ich aber die Betrunkenen an. Entweder setzen sie sich neben mich oder gegenüber. Ich werde meist von irgendwelchen Halbstarken belästigt. Keine Ahnung warum. Aber auch solch ein Busausfall kommt immer dann wenn man es mal wieder nach langer Zeit probiert. Achja, die theorie, dass man mit den Öffis Zeit, Geld und Nerven spart halte ich so manchesmal für ein Gerücht. Denn Zeit und Nerven kostet es auch von Bus zu zug zu hetzen. Schön das ich nicht alleine bin.
    Die Pyramideneule wünscht ein schönes Wochenende

    http://www.pyramideneule.de
    http://www.pyramidenpost.wordpress.com

    Antworten

Schreibe einen Kommentar