Nah an der Natur, weit weg vom Leser [Rezension Sach-/ Kochbuch]

~°~ Das Buch ~°~

Erwin Seitz

Naturnahes Kochen

223 Seiten

Insel Verlag [11.06.2018]

ISBN: 9783458177456

~°~ Eindrücke/ Meinungen ~°~

Der erste Schock kam, als ich das Buch auspackte: Es roch extrem nach Farbe, stank förmlich. Im Übrigen stinken auch die Seiten im Inneren. Appetit anregend ist das leider nicht…

Das Cover ist, zumindest von der Optik, dann aber doch Natur nah, Eine Menge frisches Gemüse und Obst lacht dem Leser entgegen. Da es kein Glanzumschlag ist, leuchtet dieses zwar nicht knallbunt, sieht dafür aber in jedem Fall natürlich aus.

Bevor es ans Loskochen geht, führt Erwin Seitz, den Leser in die Warenkunde ein. Wer gut, lecker und vor allen Dingen gesund kochen möchte, braucht ein wenig Kenntnis der Zutaten. Der Autor hat so ziemlich alle Bereiche aus der Rubrik Nahrungsmittel gedacht: Von Obst und Nüssen über Kartoffeln und Hülsenfrüchte bis hin zu Kräutern und Getreide. Wirklich geholfen haben mir diese Seiten leider nicht. Da wir z.B. erzählt dass Bienen in den Leipziger Auwald gebracht werden oder der Handel mit Reise, im späten Mittelalter, nach Deutschland gebracht wurde. In wie fern mir das nun beim Kochen helfen soll, ist mir ein Rätsel. Vielmehr wirkt es hier wie Werbung für befreundete (?) Höfe. Die Adressen von Bio-Bauernhof, Gewürzhandel und Schlossimkerei gibt es nämlich direkt dazu und auch in den Rezepten findet sich immer wieder, dass man doch „vorzugsweise Zutat X von Hof oder Marke Y“ verwenden soll…

Das Ausschlaggebende für mich, dieses Buch zu lesen, waren jedoch die Rezepte. (Diese beginnen übrigens ab Seite 107, was bedeutet dass sie etwa nur die Hälfte des Buches ausmachen.) Der Anspruch Seitz, laut seiner Aussage im Buch:  „Speisen die leicht und bekömmlich sind, ohne langweilig zu schmecken“. Dabei eine „nicht allzu schwere Zubereitung“ und „vergleichsweise wenig Zeit in der Zubereitung, im Schnitte eine halbe Stunde“. An sich ja erst einmal alles eine gute Sache. Doch brauche ich nun wirklich kein Rezept für „Haferflocken-Müsli mit Früchten, Nüssen und Ölsaaten“ oder „Sommerliches Obst mit Buttermilch und Balsamessig“. Wie eigentlich nicht anders zu erwarten, sind die meisten Rezepte leider eh nicht für Vegetarier geeignet. Was zwar schade ist, da es hier ja aber nicht expliziert als solches ausgewiesen wurde, bewerte ich diesen Punkt jedoch nicht negativ. Blöderweise gehen die Rezepte jedoch oft über vier Seiten. Völlig grundlos, denn hätte sich der Autor die lange Vorrede zu den einzelnen Rezepten (meist eine ganze Seite!) gespart, wäre alles schön übersichtlich. So steht der Titel auf der einen Seite und erst auf der nächsten kommen Zutaten und Rezept – ohne nochmalige Überschrift, was leider total verwirrend ist. Die Zubereitungsanleitung ist oft schlecht gegliedert, so dass man mit dem Lesen immer wieder von vorne beginnen muss. Hier hätte ich mir Absätze gewünscht. Zumindest sind die Anleitungen einfach und verständlich. – Was aber auch nicht schwer ist, da es keine wirklich spektakulären Rezepte gibt.

Jens Gyarmaty hat Fotos zu dem Buch beigesteuert. – Ein Kochbuch ohne optische Reize wäre ja auch wirklich eintönig und langweilig. – Das Verhältnis von Text und Bilder ist ausgewogen. Die Fotos sind meist ganz-, manchmal sogar zweiseitig. Doch auch die Natur bietet eine Menge frische und leuchtende Farben. Nicht wie hier alles total blass und unscheinbar. Teilweise sehen die Bilder, auch wenn sie meist gut gemacht sind, sogar etwas schmuddelig aus.

~°~ Fazit ~°~

Was der Leser hier bekommt ist vor allen Dingen viel Warenkunde. Wer sich nun eher nicht mit den Zutaten auseinander gesetzt hat, erhält mit diesem Buch einen guten Leitfaden. Die erklärenden Texte sind gut verständlich, allerdings finde ich sie ein wenig lang und zu wenig gegliedert. Ähnlich ist es bei dem Rezept. Hier fehlt eine Gliederung. So ist es viel geballter Text, der das Lesen doch recht schwer macht. Auch sind manche Rezepte irgendwie überflüssig. Die enthalten Fotos wirken teils leider etwas lieb- und kraftlos. Dieses Buch ist eine nette Idee, die Umsetzung ist leider nicht wirklich gelungen.

 

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