Nicht geknallt, ist ganz gewonnen

„Zu Silvester ein gutes Gewissen,

ist besser als Punsch und gute Bissen.“

[Deutsches Sprichwort]

130 Millionen Euro. So viel Geld wird jedes Jahr für Feuerwerkskörper ausgegeben. – Und das nur in Deutschland!

Leidtragende sind, wie so oft, die Sozialschwachen und die Tiere.

Tiere

Wildtiere, aber auch Katzen, Hunde und Kleintiere geraten bei dem ohrenbetäubenden Lärm in Todesangst. (Nicht vergessen, dass die meisten Tiere ein wesentlich besseres Gehör haben als wir!) Die hellen Blitze und unbekannten Gerüche (Schwefel, Schwarzpulver, …) stellen lebensbedrohliche Situationen – und jede Menge Stress – für die Tiere da. Für die heimischen Wildtiere, besonders für Vögel, kann das Feuerwerk schnell zur einer tödlichen Gefahr werden. Der Silvesterhimmel über einer Stadt muss für sie einem Inferno gleichen.

Umwelt

4000 Tonnen Feinstaub schlängeln sich, allein durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern, ihren Weg in die Atmosphäre. Das dieses gesundheitsschädlich ist, darüber sind sich alle einig. „PM10 kann beim Menschen in die Nasenhöhle, PM2,5 bis in die Bronchien und Lungenbläschen und ultrafeine Partikel bis in das Lungengewebe und sogar in den Blutkreislauf eindringen. Je nach Größe und  Eindringtiefe der Teilchen sind die gesundheitlichen Wirkungen von Feinstaub verschieden. Sie reichen von Schleimhautreizungen und lokalen Entzündungen in der Luftröhre und den Bronchien oder den Lungenalveolen bis zu verstärkter Plaquebildung in den Blutgefäßen, einer erhöhten Thromboseneigung oder Veränderungen der Regulierungsfunktion des vegetativen Nervensystems (Herzfrequenzvariabilität).“ [Umwelt Bundesamt“]

Und seien wir mal ehrlich, der Müll am nächsten Morgen nervt gewaltig. Besonders dann, wenn ihn niemand wegräumt. Tiere werden sich etwas von den Böllern als Nestmaterial schnappen und Kinder werden nach nicht gezündeten Böllern suchen.

Menschen

Bevor der ganze Wahnsinn hier startet, haben aber auch schon andere ihr Leben gelassen: Beim Herstellen der Feuerwerkskörper. Indien und China stellen mit 97 % die Hauptproduktionsländer für die Feuerwerksindustrie da. Es ist gerade mal eine Woche her, als es in Mexiko Verletzte gab. Und genau solche Schreckensmeldungen ziehen sich jedes Jahr durch die Medien:

„In der Stadt Liuyang in China ist mit 1700 Fabriken der größte Fabrikant. In Liuyang arbeitet ein Drittel der Bevölkerung in der Feuerwerksproduktion. Dieses Jahr starben im September bei einer Explosion in Südchina 12 Menschen, 33 wurden verletzt. Die chinesischen Medien berichten allerdings nur über große Unglücke, die meisten Unfälle gelangen demnach nie an die Öffentlichkeit.“
[Aktiv gegen Kinderarbeit]

„Sie haben keine Fingernägel mehr. Ihre Hände sind verätzt. Arme und Gesicht sind von Brandnarben gezeichnet. Laut des Kinderhilfsordens Don Bosco stellen Kinder in der südindischen Stadt Sivakasi Raketen, Böller und Wunderkerzen her.“ [taz]

„Circa 70 000 Kinder arbeiten in Indien in der Feuerwerksindustrie. Laut dem Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi fangen die Kinder schon mit fünf Jahren an. Zehn- bis Zwölfjährige arbeiten bis zu 13 Stunden am Tag – sechs Tage die Woche. Sie verdienen nur einen Bruchteil von dem, was die erwachsenen Arbeiter bekommen, sind aber bei ihrer Arbeit einer extremen Gefahr ausgesetzt.“
[Aktiv gegen Kinderarbeit]

„Jeder Neunte der Angestellten leidet unter Asthma oder Tuberkulose. Ursache hierfür ist der direkte Kontakt mit chemischen Substanzen wie Schwefel, Schwarz- und Aluminium-Pulver. Zudem finden aufgrund fehlender Sicherheitsvorkehrungen zahlreiche Unfälle statt. In den letzten zehn Jahren verloren allein in Sivakasi offiziell 75 Menschen ihr Leben und über 190 ArbeiterInnen wurden schwer verletzt.“
[Jugend eine Welt]

Foto: Gütezeichen Kerzen
Foto: Gütezeichen Kerzen

Gegensteuern

Verzichtet doch dieses Jahr auf das Feuerwerk und die Böller. Eine Menge Tiere und die Umwelt wird es euch danken. – Und wenn ihr unbedingt ein Feuerwerk zum Jahreswechsel braucht, so probiert es doch einmal mit einem Feuerwerk der Gefühle. Ganz ohne Lärm. 😉

Tipp: Für alle Tierhalter hat der WDR eine Übersicht erstellt, wie Vierbeiner & Co. die „Nacht der Nächte“ am besten überstehen können.

0 Gedanken zu „Nicht geknallt, ist ganz gewonnen“

  1. Ganz Deiner Meinung! Wir haben schon seit gut 20 Jahren keine Völler oder Raketen mehr gekauft.

    Ich bin nur froh, dass unser Wallee total relaxed bleibt bei dem Geballte, aber mir tun all die Tierchen leid, bei denen das nicht so ist…

    Und dann hatte ich letzte Woche eine Begegnung mit 3 Jungs hier aus der Nachbarschaft. Sind so 10 Jahre, der eine erst 9. Einer hatte ein Feuerzeug und schmiss fröhlich und megacool Knaller über seine Schulter. Ich hab die Jungs angesprochen, erzählten, dass sie die Knaller bei TEDI gekauft haben, das Feuerzeug hätte der Vater ihm gegeben… sind die eigentlich völlig Banane??? Da weiß ich grad nicht, wen ich mehr verteufeln soll…

    Trotz allem wünsch ich Dir und Deinen Lieben einen guten Start in das neue Jahr und alles Liebe!

    Bine

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  2. Grundsätzlich bin ich deiner Meinung, dass Böller unnötig sind. Was mich stört : Du zählst Tiere und Umwelt auf, die Menschen die im Krieg gewesen sind nicht! Und da denke ich nicht nur an unsere Großväter, sondern an jene die – die von uns gewählten – Politiker nach Afghanistan geschickt haben und dort unter Feuer lagen. Sie mögen heil am Leib zurück gekommen sein, oft aber nicht an der Seele!

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