Seelenblick – Eine kleine Weihnachtsgeschichte

~ Vorwort ~

Im Unterricht (Kommunikation) sollte ich eine Präsentation halten. Das Thema war frei wählbar und so entschied ich mich etwas Fachspezifisch zu machen. (Tat ich auch.) Doch dann kam mein Gastschreiber occ und ehe ich mich versah hatte ich das Thema über den Haufen geworfen. Ihm ist es zu verdanken, dass ich mir etwas – wie ich meine viel besseres – einfallen ließ. Ich dachte mir eine kleine Geschichte aus. (Wie lange war es doch her, seit ich das letzte Mal eine Kurzgeschichte schrieb!) Ich danke dir mein Lieber occ für den Anstoß von dem du nicht einmal ahntest – und natürlich auch dem Rest der Klasse, sowie der Dozentin die sich von meiner Erzählung in den Bahn ziehen ließen. Eine Geschichte lebt von seinen Zuhörern – und Lesern. EUCH meine Lieben. Daher habe ich euch das Erzählte niedergeschrieben, auf das ihr Freude daran haben möget.

Sehr gerne dürft ihr die Geschichte auch teilen und/oder ausdrucken und euren Liebsten vorlesen. Nur bitte seit so fair meinen Namen an „Seelenblick“ zu lassen. Vielen lieben Dank.

P.S.: Ich würde mich in den Kommentaren sehr über eure ehrliche Meinung freuen. 🙂

P.P.S.: Rechtschreib- u. Grammatikfehler sind mein Keinnachtsgeschenk für euch und dürfen vom Finder behalten werden. 😉

~ Die Geschichte ~

Seelenblick

von Roswitha Pick (Dezember 2015)

Es war ein kühler klarer Wintertag in einem beschaulichen verschneiten Dörfchen an Heilig Abend. Aus den Schornsteinen stieg Rauch auf und in den Fenstern flackerten goldene Lichter und bunte Sterne zierten die Häuser. Aus der Ferne ist die Melodie eines Liedes zu hören. In dieser friedvollen Stimmung tollen zwei Kinder, in dicke Wintersachen verpackt, durch die weiße Pracht. Seit Stunden schon waren sie eifrig damit beschäftigt einen Schneemann zu bauen. Gerade waren sie damit fertig, als die Mutter sie zum Abendessen rief. Die beiden rannten um die Wette und verschwanden in einer Hütte aus der es köstlich nach Äpfeln und Zimt duftete. Der Schneemann aber blieb alleine zurück.
Während der Abend zur Neige ging und die Sonne Stück für Stück hinter den Bergen versank wurde der Schneemann immer unruhiger. Er hatte keine Angst, nein, es war eine andere Ruhelosigkeit die ihn gefangen hielt. Es war als würde er … frieren! – Ein Schneemann und frieren? Geht das denn überhaupt? Und ob! Natürlich bekommt ein Mann aus Schnee keine Gänsehaut, aber auch so ein Wesen hat Gefühle. Zumindest dieses. So kam es dass der Schneemann loszog und sich auf die Suche nach Wärme machte. W-ä-r-m-e. Er mochte dieses Wort, auch wenn er nicht die geringste Ahnung hatte was es bedeutet.

Wo sucht man etwas, von dem man keine Ahnung was es ist? Habt ihr eine Idee? – Der Schneemann entschied sich es bei den Menschen zu versuchen. Vielmehr kannte er in seinem jungen Alter bisher ja auch noch nicht. – Er wanderte gar nicht lange, als er das erste Haus erreichte. Neugierig blickte der weiße Mann in das Fenster. Eine Familie! Bei so einer müssten auch seine Erbauer sein, dachte er und beobachtete sie eine Weile. Gerade waren sie beim Essen. Die Stimmung schien gut, alle lachten und speisten. „Ja,“ war der Schneemann überzeugt, „DAS muss Wärme sein.“ Auf einmal vernahm er er eine Art quicken und sah sich irritiert um. „Hier unten“ sprach es. Da entdeckte der Schneemann auch schon die kleine Maus am Fenster. „Was macht du hier?“ fragte sie neugierig. „Ich suche die Wärme – und ich habe sie gefunden. So ein schönes Festessen, dass MUSS Wärme sein!“ antwortete er aus voller Überzeugung. „Das einzig warme ist hier das Essen selbst! Was glaubst du woher es stammt??? Sag mir Schneemann, wie können Menschen diese Wärme die du suchst haben, wenn sie doch selbst töten?“ Er wusste keine Antwort darauf. Enttäuscht zog er weiter.

Schon bald erreichte der Schneemann ein weiteres Haus. Auch hier warf er einen vorsichtigen Blick ins Fenster. Eltern die gemeinsam mit ihren Kindern den Baum festlich schmückten. Sie schienen glücklich dabei. „Hach wie herrlich“, seufzte der Schneemann und war sich nun sicher die Wärme gefunden zu haben. „Wuff, wuff!“ ertönte es plötzlich in seine Gedanken hinein. Ein Hund erschien im Fenster. „Sag, was suchst du hier Schneemann?“ „Die Wärme. Aber ich habe sie gefunden! So liebevoll wie diese Familie miteinander umgeht, muss das doch die Wärme sein!“ erklärte dieser. „Das einzig warme sind hier die Kerzen an dem Baum!“ entgegnete der Hund und erklärte dem Besucher: „Herrchen und Frauchen haben sich längst auseinander gelebt. Er hat eine Affäre und sie weint sich jede Nacht in den Schlaf, so unglücklich ist sie. Doch vor den Kindern spielen sie heile Welt. Sag mir Schneemann, wie kann es die Wärme sein, die du suchst, wenn was du siehst eine Lüge ist?“ Darauf hatte der Befragte keine Antwort und zog weiter.

Der Schneemann gab nicht auf und fand ein weiteres Haus, etwas abseits. Er war sich sicher dort würde seine Suche ein Ende finden. Am Fenster saß eine Katze die ihn neugierig ansah: „Sag mir, was machst du hier?“ „Ich bin auf der Suche nach der Wärme“ antwortete dieser fröhlich. „Und ich bin mir sicher sie genau hier zu finden!“ Ein Mautzen war zu hören, dass für einen Menschen wohl wie ein Lachen geklungen hätte. „Wirf mal einen Blick dort in die Ecke“ forderte die Katze den Schneemann auf. Der Schneemann tat wie ihm geheißen. „Aber warum guckt denn das Mädchen so traurig? Weihnachten gilt doch als Fest der Freude!?“ fragte er verwirrt. „Gerade war Bescherung. – Du musst wissen, die Familie hat nicht viel Geld. – Das Mädchen hatte sich eine Puppe gewünscht, irgend so eine die gerade total angesagt ist und jeder in ihrer Klasse hat. Doch auch sehr teuer und so haben die Eltern ihr eine günstigere geschenkt. Statt sich zu freuen, warf sie diese weit von sich weg und seitdem sitzt sie dort. Sag mir Schneemann, wie kann dieses die Wärme sein, wenn es doch in Wirklichkeit um Neid und Geschenke geht?“ Der Schneemann wusste keine Antwort darauf und ging.

Was auch er auch tat, in welches Fenster er auch blickte, er fand nicht was er suchte. Traurig beschloss er seine Suche aufzugeben. Während der Schneemann in Gedanken versunken war, ertönte ein Piepsen und ein Vogel landete vor ihm im Schnee. „Was schaust du denn so traurig?“ fragte es. „Ich habe die Wärme gesucht.“ „Wo das denn?“ „Bei den Menschen. Ich viele Fenster habe ich geschaut und doch bekam ich nur Trugbilder zu sehen. Bei den Menschen scheint es keine echte, innere, Wärme zu geben.“ – Könnte ein Schneemann weinen, so hätte er es jetzt getan. – „Vielleicht hast du nur nicht an der richtigen Stelle gesucht?“ schlug der Vogel vor. Der Schneemann horchte auf. „Wo meinst du hätte ich hingehen sollen? Ich war an so vielen Häusern.“ „Eben“ zwitscherte der Vogel. Manchmal muss man etwas dort suchen, wo man es nicht erwartet. Ich glaube ich weiß, wo du fündig wirst!“ Der Schneemann ließ sich den Weg erklären, ganz genau, damit er dieses Mal auch fündig werden würde.

Nicht sehr überzeugt davon auch fündig zu werden, machte sich der Schneemann auf den Weg. Dabei lief er durch die Gassen und sah noch viele Wesen, die im Weihnachtstrubel gefangen waren.

Und dann hatte der Schneemann sein Ziel erreicht. Dieses Mal gab es kein Fenster, nicht einmal ein Haus. Nur eine Mauer an der ein Mann lehnte. Auf seinem Schoß, in eine Decke gewickelt, ein Hund. Der Schneemann sprach das Tier an. „Sag mir, Hund, ich bin schon lange auf der Suche nach Wärme. Echter Wärme. Ein Vogel schickte mich hierher. Aber ich sehe sie nicht. Wo finde ich sie?“ „Genau HIER.“ antwortete der Hund. Als der Schneemann ihn verwirrt ansah erklärte er: „Mein Herrchen ist ganz ohne Heim und kämpft jeden Tag ums Überleben. Wenn Herrchen nur einen Euro am Tag ergattern konnte, so nimmt er dieses und besorgt mir etwas zu Essen. Selbst wenn er dann leer ausgeht. Und DAS ist wahre Wärme. Nicht an sich selbst, sondern an andere Denken. Auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist. Für einen anderen kann es etwas großes sein.“ Endlich verstand der Schneemann. Nein, er verstand nicht nur, sondern er fühlte auch. Tatsächlich, in ihm breitete sich eine wohlige Wärme aus.

~ Ende ~

0 Gedanken zu „Seelenblick – Eine kleine Weihnachtsgeschichte“

  1. Das war eine besondere Stunde. Eine Präsentation, in der ich mich mal fallen lassen konnte und die Stimme von mooni uns alle warm umfing.Meine Gedanken mussten nicht um ein Verstehen des dargebrachten kämpfen, sie durften ihre eigenen Wege gehen. Eine besondere Unterrichtsstunde- danke dir dafür.

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