Von wegen Schwein gehabt!

„Die Tiere empfinden wie der Mensch

Freude und Schmerz,

Glück und Unglück.“

[Charles Darwin]

Wie ihr ja wisst unterstütze ich seit Beginn meiner Vegetarier Zeit den Deutsche Tierschutzbüro e.V. und habe dort die (symbolische) Patenschaft für Hausschwein Jan übernommen. Auch Schweine sind Lebewesen und haben ein Recht auf ein friedliches und langes Leben! (Das Wort „Nutztiere“ löst bei mir tiefe Wut aus.) Leider haben es nicht alle Schweine so gut wie  Jan, der nach seiner Rettung von einem völlig verwahrlosten Messihof nun auf einem Lebenshof (Gnadenhof) sein Leben genießt.

Jeder der sich nur einen Funken Gedanken darüber macht, woher das Fleisch in den Supermärkten, Schlachtereien und dem Hofverkauf stammt, wird früher oder später feststellen, dass es oft mehr Schein als Sein ist. Fragt mich jemand nach meiner Ernährung und ich antworte „Vegetarierin“, bekomme ich fast immer Sätze wie: „Ja, ist schon schrecklich. Aber auf Fleisch verzichten kann ich einfach nicht!“; „Ich esse auch nur ganz wenig Fleisch“ und „Ich trage meinen Teil dazu bei, indem ich nur Fleisch direkt beim Bauern kaufe. Da weiß ich wo es herkommt.“ Äußerst traurige Sätze, die auch zeigen, dass sich die Menschen aus deren Mündern diese Worte kommen keine Gedanken machen. Ob viel oder wenig Fleisch, ob Bio oder vom Hofladen: Für das Tiere bedeutet es immer Gefangenschaft und Tod! (Meine Antwort auf „Ich esse auch nur ganz wenig Fleisch“ ist stets: „Das Tier stirbt trotzdem ganz!“. Sorgt eigentlich immer für betretendes Schweigen meines Gegenübers.)

Zeven liegt nur etwa 60 km von meinem Wohnort entfernt, ist also quasi in der Nachbarschaft. Leider gibt es hier einen Schlachtbetrieb. VION ist eines der größten Schlachtbetriebe in Deutschland. 25.000 Scheine werden hier geschlachtet. Jede Woche!!! Doch so schlimm das ja ohnehin schon ist, so spielten sich im Inneren der Mastbetriebe Szene ab, die man eher in einen Horrorfilm, als im richtigen Leben erwarten würde: Die Schweine werden brutal aus den Transportern getrieben; fast alle Tiere haben blutende Wunden, oft da die Tiere sich auf Grund der Enge gegenseitig zerkratzen; stirbt ein Tier wird es einfach liegen gelassen; Gülle dringt aus den Spaltenböden; die Tiere bekamen keine Tierärztliche Versorgung; es wird Antibiotika eingesetzt; … Kurz: Es liegen hier massive Verstöße gegen das Tierschutzgesetz vor!

Ihr kauft beim „Bauern von nebenan“? Na dann ratet Mal …. Am schlimmsten sah es in einem Betrieb aus, der für die VION-Edelmarke „LandJuwel“ produziert. Bis vor kurzem war auf deren Seite noch zu lesen: „Artgerechte Haltung der Tiere, ständige Kontrollen, der Verbraucher kann sich auf die Qualität verlassen.“ Und wo wird das Fleisch verkauft? Unter anderem in Metzgereien in ganz Deutschland!

Die Tierschützer des Deutschen Tierschutzbüro e.V., welche sich immer wieder in Betriebe einschleichen und dort heimlich Tierleid und Misshandlungen filmen griffen ein indem Sie das Veterinäramt und die Staatsanwaltschaft einschalteten. Am Montag kam es zur Verhandlung. (Kaum zu glauben, dass die Anklage nicht einfach fallen gelassen wurde! Respekt liebe Richter!) Der Landwirt erschien gar nicht erst, sondern schickte seinen Anwalt. Verurteilt wurde er dennoch. Zu 65 Tagessätzen und die Kosten des Gerichtverfahrens. – Hier kommen mir wieder arge Zweifel am Deutschen Rechtssystem. Quälen und Töten schlappe 1.625 Euro … VION hat die Zusammenarbeit mit diesem Hof beendet und die Chancen stehen gut, dass der Betrieb ganz geschlossen wird. Aber ob damit 25.000 Leben wöchentlich gerettet werden können wage ich zu bezweifeln. Hier bleibt nur das jeder selbst aktiv wird und auf Fleisch verzichtet. Keine Nachfrage, kein Angebot. So einfach ist das da!

0 Gedanken zu „Von wegen Schwein gehabt!“

  1. Beeindruckender und ehrlicher Bericht. Eigentlich wäre es recht einfach: Die Preise für Fleisch und Wurst müssten einfach um das doppelte oder dreifache steigen. Dann würde bewusster eingekauft, weniger konsumiert und umgedacht werden. Weniger Fleisch müsste „produziert“ werden,und der vorhandene Stallplatz würde dann weniger Tieren zur Verfügung stehen. Nicht optimal,aber immerhin besser. Solange Hackfleisch für 99 Cent angeboten wird, bleibt Fleisch eine Ware, bei der mehr auf den Preis als auf die Qualität oder die Lebensumstände der Tiere geschaut wird! Herzliche Grüße, Birthe

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    • Leider glaube ich nicht daran, dass eine Preiserhöhung bei den Betrieben zu einer Bewusstseinsänderung führt. Dann wird eben noch mehr Gewinn gemacht und die Verbraucher in der Sicherheit gewogen, dass sie ja mehr bezahlen. Klar, es wird eventuell weniger verbraucht, damit weniger geschlachtet. Aber ob dann die Betriebe, die in einer Art „verantwortlicher Tierhaltung“ agieren, übrig bleiben…
      Ich sehe als jemand, der Fleisch mag, wirklich nur die Möglichkeit, dass unser Rechtssystem alle schon gegebenen Möglichkeiten ausnutzt, um zu erreichen, dass die Gesetze eingehalten werden. Publik machen der „Schwarzen Schafe“ und eine Überarbeitung der Gesetze in dem Sinn, dass ein Tier ein Lebewesen ist und keine Sache.
      Gruss
      Jörg

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      • Wenn aber weniger gekauft wird, sind zumindest viele Tiere „überflüssig“,auf Dauer würden weniger Tiere gehalten werden. Selbst wenn in D die evtl. neuen Gesetze eingehalten würden,käme das Fleisch eben billig aus dem Ausland. Preise hoch – und es wird weniger verzehrt und bewusster mit Fleisch bzw. mit Tieren umgegangen. Aber eine optimale Lösung gibt es sicherlich nicht wirklich…LG Birthe

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      • Jörg, genau diesen Gedanken habe ich auch, wenn ich an Preiserhöhung denke. Fleisch ist mittlerweile günstiger zu kaufen, als Gemüse. Die „Selbstkontrolle“ ist ein Hohn, und unsere Gesetze lesen sich sehr schön. Die Ämter sind überlastet, oder warum finden nicht mehr unangemeldete Kontrollen statt? Hier, in diesem Fall musste Anzeige erstattet werden, damit das Veterinäramt einschreitet. Andererseits: wenn unsere – nur gelegentlich genutzte Kantine – für ein paar Wochen in Nutzung gehen soll, müssen wir das beim Vet-Amt anmelden und dann wird geguckt, ob da gesprungene Fliesen sind.
        Andererseits: wenn der Preis steigt, greift vielleicht der ein oder andere zum gleichpreisigen Bio-Fleisch, oder kauft beim Bauern (so man denn Zugang hat, ohne x km zurücklegen zu müssen).

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