Wie geht es dir?

Vor der Antwort steht die Frage

Die Tage bekam ich eine Nachricht von meiner Arbeitskollegin. Nichts ungewöhnliches, denn wir verstehen auch so ganz gut und haben uns ein wenig angenähert. (Wir versuchen allerdings darauf zu achten, dass wir, privat und geschäftliches trennen. Wenn wir Feierabend haben, ist die Arbeitskiste zu und das bleibt dann auch so.) Die Gute befindet sich grade im Urlaub – kompletter Jahresurlaub, vier Wochen mit dem Camper unterwegs – und trotzdem schreiben wir uns zwischendurch, um zu erfahren, wie es der Anderen so geht. In diesem Fall ist Frage nach dem „Wie geht es dir?“ oder „Alles okay bei dir?“ ernst gemeint. Von meiner Seite in jedem Fall und ich habe zumindest das Gefühl, dass es auch von ihrer Seite aus so ist. Und das ist ein sehr großer Unterschied zu vielen anderen Menschen, die mir diese Frage, im Laufe meines Lebens, bereits gestellt haben.

Schöne heile Welt

Schon im Englischunterricht hat es mich gewundert, dass ich auf die Frage „How are you?“ mit genau der gleichen Fragen antworte sollte. Für mich war das sinnlos. Wenn jemand eine Frage stellt, möchte dieser ja eine Antwort. So dachte ich bis dahin zumindest. Doch bald fiel mir auf, dass mein Gegenüber anders reagiert, je nachdem welche Antwort ich gab: Sagte ich es gehe mir gut, folgte von Gesprächspartner: „Oh ja das ist ja schön. Bei mir… Blabla…“. Antwortet ich: „Grade nicht so gut.“ kam ein „Oh… Na ja, ich muss jetzt auch los.“ und weg war der Fragesteller. Ich habe es bei verschiedenen Menschen, in verschiedenen Situationen ausprobiert. Fast immer das Gleiche…

Mein Fazit ist also: Oft wird die Frage „Wie geht es dir?“ nur als Einstiegsfloskel für einen Monolog benutzt.

So ist das Leben!

Als die Frage, ob „alles gut bei mir ist“, gestern kam, musste ich erst einmal darüber nachdenken. Natürlich ist NICHT alles gut bei mir. Ich habe innerhalb von vier Tagen gleich zwei geliebte Menschen zu Grabe getragen, mache mir (berechtigte) Sorgen um Hinterbliebene, gehe einem Broterwerb nach der mich nicht ausfüllt, in unserer Wohnung herrscht noch immer an Ecken Chaos,… Zwar haben wir Anfang Juni Urlaub, aber so wie es aktuell aussieht, wird auch dieser – mal wieder (Wir hatten letztes Jahr auf Grund von Renovierungen schon keine wirkliche Möglichkeit abzuschalten.) von Baulärm, Schutt und Menschen begleitet, was die Freude leider extrem trübt.

Mein Körper schlägt an so ziemlich jeder Stelle Alarm. Ich habe einfach keine Energie mehr, wie ein Luftballon, aus dem die Luft heraus ist. Ich schleppe mich einfach von Tag zu Tag und hoffe ihn einfach zu überstehen. Irgendwie. Musikalisch gesehen wäre das wohl ein Mix aus „Hier kommt Alex“ und „Ich bin komplett im Arsch“.

In einer Welt, in der man nur noch lebt, damit man täglich roboten geht, ist die größte Aufregung, die es noch gibt, das allabendliche Fernsehbild. Jeder Mensch lebt wie ein Uhrwerk, wie ein Computer programmiert.“
„Ich bin komplett im Arsch, Weiß nicht wohin mit mir, Ich bin komplett im Arsch, Keine Ahnung, wie es weiter geht“

Ist also alles gut bei mir? Nein!

Rosi den Kopf komplett mit Mullbinde umwickelt, nur der Mund schaut noch heraus

Und es wird Zeit, dass ich eine Antwort auf die Frage aller Fragen stelle:

„Wann geh ich endlich diesen Weg, der mich doch so glücklich macht?“

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