Wie man Lebenszeit in Schokolade verwandelt. Ein Tatsachenbericht.

Willkomen zu einer neuen Ausgabe von: „Ärztewahnsinn – Mooni testet. Live! An sich selbst!“ oder so ähnlich. Ironischerweise geht es heute nicht um die Migräne, wobei diese auch noch eine Rolle spielt, aber lest selbst:

Ich habe keine Motivation

Kennt ihr das, diese Tage, an denen ihr morgens einfach merkt, dass es kein guter Tag werden wird? So ging es mir heute. Ich war einfach nicht fit und wundere mich noch immer dass ich es geschafft habe, Pausenbrote ohne Verletzungen zu schmieren. (Weder an mir, noch an den Stullen.) Die Zeit war heute aber irgendwie schneller als sonst – böse Zungen mögen auch behaupten, dass ich einfach langsamer war – und so schaffte ich es nicht zu Frühstücken. Aber es lässt sich ja hervorragend Zeit sparen, wenn der hungrige Zwangs-Frühaufsteher einfach einen Apfel auf dem Weg zur Bushaltestelle vertilgt. Gerade rechtzeitig kam ich an selbiger auch an, der Bus fuhr heute nämlich, mal wieder, früher. (Bei uns hier scheinen Busfahrer der Ansicht Fahrpläne werden völlig überbewertet.) Irgendwie schaffte ich es dann mit Bus, Regio-S-Bahn und zu Fuß meine „Arbeitsstätte“ zu erreichen.

Ich habe keine Papiere

Es dauerte nicht lange und ich dachte: „Sch…!“ Am Mittag sollte der Termin für die SD-Untersuchung (Schilddrüsen-Diagnostik) sein. Darauf hatte ich ja seit Monaten gewartet. Geplant war von der Arbeit früher zu gehen und direkt ins Ärztezentrum. Soweit, so gut. Blöd nur, wenn jemand der sonst immer an mehr denkt als sie braucht, ausgerechnet dieBrillenputztuchFahrplan Überweisung Zuhause vergisst. Da half nur alle Pläne noch einmal umzuschmeißen: Arbeit – nach Hause – Radiologe – Einkaufen – nach Hause. Ehrlich, ich hasse es, wenn ich ganz >>PLÖTZLICH<< etwas ändern muss! Half in diesem Fall ja aber leider nichts. Also eine Regio-S-Bahn früher und los. – Hatte aber auch einen Vorteil, denn es gab Geschenke! Nichts weltbewegendes, aber immerhin bin ich um einen neuen Fahrplan und ein Brillenputztuch mit Streckennetzplan reicher. Ob Letzteres eine Anspielung ist: „Liebe Fahrgäste, putzt mal eure Brillen, wir sind gar nicht soooo spät dran.“?

Ich habe keine Ahnung wo ich hin muss

Natürlich hatte ich die Adresse und den Namen der Gemeinschaftspraxis. Zumindest dachte ich das. Tatsächlich stimmte das auch. Nur wusste ich, da mir in der Hausarztpraxis nur eine Tabelle mit Ärzten mitgegeben wurde, nicht dass es sich gleich um ein Diagnostikzentrum handelt. So suchte ich etwas verzweifelt nach einer „normalen“ Arztpraxis. Zu noch größerer Verwirrung trug dann bei, dass die Praxis die ich brauchte, in einem Hinterhof liegt. Äußerst verwirrend, wenn man sich nicht auskennt (und so einen herausragenden Orientierungssinn wie ich hat).

Ich habe keine Hashimoto

ArmDie Anmeldung ging schnell und ich wurde „um die Ecke“ geschickt. Dort nahm ich in einer gemütlichen Polsterecke Platz. Nur wurde es immer ungemütlicher, je mehr Zeit verging und davon verging eine ganze Menge. Nämlich nicht Minuten, sondern Stunden! Ich war kurz davor a) zu fragen, ob man mich vergessen hätte (Konnte ich selbst aber ausschließen, da noch andere Patienten warteten und das Personal ständig an uns vorbeilief) und/ oder b) zu verschwinden (Wollte ich aber im Grunde nicht, da ich ja Ewigkeiten auf den Termin gewartet hatte und meine bereits gewartete Zeit wäre dann auch vergebens gewesen). Endlich rief der Arzt mich zu sich rein, führte ein Vorgespräch in dem er mich nach Krankheiten und Medikamenten fragte. Die eigentliche Untersuchung verwirrte mich dann etwas, da der Doc ein Ultraschall von meiner Schilddrüse machte. (Wer meine Reihe „Leidensweg einer Migränepatientin“ verfolgt, weiß das genau das meine Hausärztin bereits getan hatte.) Das Ergebnis kam sehr schnell. Zusammengefasst: „Kein Anzeichen für eine Hasihmoto-Theyreoiditis.“ Fast nebenbei bemerkte der gute Mann noch, dass meine Schilddrüse (bisher) nicht geschrumpft ist und er auch keine Knoten (Krebs) oder ähnliches erkennen kann. Auf die Untersuchung für die ich ursprünglich gekommen bin (SD) verzichtete er gänzlich („Sehe ich keinen Sinn drin.“ ß Damit das genau Gegenteil meines Neurologen!) Nur Blut sollte ich ihm bitte ein Röhrchen da lassen. Meinetwegen. Sah mein Blut nur Schokianderes, denn nachdem die ersten ml heraus waren, kam einfach nichts mehr. Dann tröpfelte es wieder, dann war wieder versiegt, … Mein Körper gibt eben nicht gerne her, was ihm gehört. (Oder wie die Arzthelferin es ausdrückte: „Ich scheine eine Venenklappe erwischt zu haben.“) Zumindest gab es noch Schokolade als krönenden Abschluss. Die guten Bremer Hachez! Bringt mir meine Lebenszeit zwar nicht wieder, versüßt aber ein wenig das Abziehen des straffen Pflasters.

Ich habe keinen Sitzplatz

Nun galt es aber noch nach Hause zu kommen. Dazu gab es keine andere Möglichkeit, als den Bus. Da es inzwischen Nachmittag war und für viele Schulschluss war dieser brechend voll. Ich habe es nicht besonders weit, so dass ich kein Problem Busmit dem stehen bleiben habe. (Besonders nachdem ich eh schon eine Ewigkeit gesessen habe.) Heute allerdings wurde es zum Problem, denn manche Autofahrer scheinen in der Fahrschule bei dem Theorieteil mit dem Bus (In Schrittgeschwindigkeit vorbei fahren, keinen blinkenden/ anfahrenden Bus überholen, …) nicht dabei gewesen zu sein. Hätte die Busfahrerin nicht spontan reagiert, wäre der Überholer schnurstracks in das entgegenkommende Fahrzeug gekracht. Da ich mich aus Platzmangel mit eben der Hand aus dessen Arm Blut abgezapft wurde, an einer Stange festhielt, hatte ich offensichtlich nicht besonders viel Halt, denn ich kam gefährlich ins Straucheln. Da neben mir ein kleines Mädchen stand, machte ich alle möglichen Verrenkungen, um nicht auf sie drauf zu fallen. Wobei das sicher einen tollen Dominoeffekt gegeben hätte, denn die Kleine stand genau hinter dem „AOK-Shopper“ eines älteren Herren und wäre sicher darauf gelandet.

Was ich habe

Ich habe heute eine Menge Lebenszeit verloren, dafür einen Fahrplan, ein Brillenputztuch und Schokotäfelchen bekommen. Ob es das aufwiegt???

Mir brummt der Schädel und zwar mächtig, mein Augen flackert, …  Es sieht ganz so aus, als würde noch eine Migräne obendrauf kommen… 🙁

Na dann: Ausgesorgt!

0 Gedanken zu „Wie man Lebenszeit in Schokolade verwandelt. Ein Tatsachenbericht.“

  1. Hallo, das war ja wirklich ein aufregender Tag, an dessen Ende man sich sagt, dass man genauso gut hätte im Bett bleiben können ;-). Der Arztbesuch war ja seehr aufschlussreich – da kommt man sich doch wirklich leicht verkohlt vor…?!
    Den Tag einfach „abhaken“ unter „ferner liefen…“ und weitermachen… Verloren war er ja dank Schoki und immerhin einigen Erfahrungen nicht ganz. Morgen ist ein neuer Tag: neuer Tag, neues Glück 🙂 . Gute Besserung und herzliche Grüße, Birthe

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