Wie viel ist ein Leben wert?

Schon im Supermarkt stelle ich mir immer wieder diese Frage, wenn ich in der Frischeabteilung ein Kilogramm Weintrauben für 3,99 € erblicke, in der Kühlung ein Kilo Schweinefleisch für 1,79 €. Totes Lebewesen im Angebot. Demnach scheint es offensichtlich dass ein Leben nicht(s) mehr (viel) Wert ist …

Genau dieses scheinen (derzeit) auch die US-Amerikaner zu denken. Bei der derzeitigen Diskussion geht es aber nicht um „Schnitzel“ oder „Steak“, sondern um Fisch. Weder gebraten, noch gebacken, sondern lebend. Um den Teufelskärpfling. Dieser Fisch schwimmt in einem kleinen Kalksteinbecken in Nevada. Er ist ein echter Überlebenskünstler: Dürren und Fluten, Erdbeben und selbst Nahrungsmittelknappheit hat er überlebt – seit 50.000 Jahren! Doch dann kam der Mensch … Dieser brachte die Klimaerwärmung und, mit der erhöhten Wassertemperatur, auch die Gewissheit des Todes für den Kiemenatmer.

Teufelskärpfling

Was der Mensch in der Natur angericht(et hat) kann er nicht ohne weiteres rückgängig machen. Nur leider denkt er nur sehr selten daran oder ignoriert es einfach. Tierschützern ist klar, dass es diesen Fisch zu retten gilt. Immerhin kann der Teufelskärpfling ja nun wirklich nichts für seine Bedrohung. Das hat allein der Mensch zu verantworten.

ABER: Das kostet natürlich. Zeit und vor allen Dingen Geld. Und genau bei Letzterem ist der Mensch ja bekanntlich ziemlich profitgierig. Bloß nicht mehr ausgeben als unbedingt notwendig. Umso besser, als Richard Conniff (Autor bei der New York Times) die These in den Raum stellte, ob Naturschutz nicht generell gestoppt werden müsse, damit der Bestand der Tiere nicht von Finanzen abhängig sei.

Um die besagte Fischart zu retten wurde bereits im letzten Jahr ein Labor mit riesigem Wassertank gebaut. – Für rund 4,5 Mio US $. Laufende Betriebskosten noch nicht eingerechnet. (Wohl auch) Der Artikel in der NYT fragen sich nun offenbar viele US-Amerikaner, ob es sich überhaupt lohnt so viel Geld für die Rettung des Teufelkärpflings aufzuwenden: „Der Fisch hat keinen direkten Wert für den Menschen, er schwimmt halt nur in einem Mini-Tümpel irgendwo in der Wüste.“

Ohne Worte.

0 Gedanken zu „Wie viel ist ein Leben wert?“

    • Besser bekannt unter dem Begriff :Speziezismus. Der Mensch sieht die Natur nur unter Nützlichkeitsaspekten für seine eigene Spezies und mutet anderen Spezies damit unverhältnismässig viel Leid zu.
      Der Kapitalismus und der daraus resultierende „Marketing-Charakter“(Es ist nur gut, was mir auch Gewinn einbringt) begünstigt das Ganze natürlich noch.

      Zum Glück machen die Ausserirdischen und die Götter das nicht genauso, ansonsten wäre es wohl schnell aus mit uns;)

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  1. Danke für diesen Artikel! Ich finde diese Frage, „Wieviel ist ein Leben Wert“ sehr berechtigt. Aber viele Menschen möchten sich nicht mit den unangenehmen Seiten des Lebens beschäftigen. Geschweige denn die Verantwortung für das eigene Verhalten übernehmen. Schuld sind wahrscheinlich sowieso die Fische, weil sie existieren. Auch begreift man nicht wie das Verschwinden und die Ausrottung von Lebewesen sich auf das ganze Ökosystem auswirkt. Alles ist mit einander verbunden. Solange die Auswirkung unseres Verhalten nicht bei uns auf dem Teller landet, so bildet man sich weiterhin ein, dass alles in Ordnung ist. Wir stehen allerdngs nicht vor dem Desaster, sondern sind schon mitten drin.

    Liebe Grüße,
    Wasana

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  2. Interessant! Doch zum Thema Obst Gemüse etc. kann man auch sagen, so werden wir ab gezockt! Wurde früher maximal 10 Pfennig erhöht, sind es heute mindestens 10 Cent. Deutlich beim Benzin zu sehen. Da gibt es Tagespreise die mehr als 10 Cent Unterschied haben. Aber mit den Deutschen kann man`s ja machen… LG, nicht wundern…

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  3. Die Globale Erderwärmung – Ich denke, dass sich bei diesem Thema die Geister wirklich nicht einig sind… Auch bevor es die Menschheit überhaupt gab, herrschten zum Teil sehr große Klimaschwankungen… Oder sehe ich das jetzt falsch, liebe Roswitha…

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  4. Ich fand die Frage nach dem Wert eines Lebens extrem spannend und zugleich extrem traurig, dass holländische Tomaten eine größere Lobby haben als Fische. Aber … danach bin ich echt ausgestiegen.

    4,5 Millionen für die Rettung eines Fisches? Sorry, aber da geht mir das Messer in der Tasche auf. Jeden Tag verhungern Kinder in dieser Welt – jeden einzelnen Tag. Menschen sterben an Unterernährung und einfachen Zivilkrankheiten, die wir mit einer Tablette vom Doktor einfach weglachen.

    Allein bei der Landung „Philae“ heute und der Forschung und Entwicklung, wurden Milliarden verbraten. Ganz ehrlich – klar ist es spannend mehr über unser Sonnensystem zu erfahren, aber zu welchen Preis?

    Der Teufelskärpfling ist ein weiteres Opfer der Rücksichtslosigkeit der Menschen. Aber lasst uns doch lieber das Geld – all das ganze Geld – nehmen und nach vorne schauen. Der Teufelskärpfling stirbt als Märtyrer und öffnet den Weg, Millionen seiner Artgenossen das Leben zu retten. Aber das wird in unserer Welt immer ein Traum bleiben.

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  5. Ach naja, wir brauchen doch gar nicht schon wieder aufs böse Amerika zu zeigen. Nicht anders läuft es doch hier bei uns, wenn es darum geht, ein Moor unter Schutz zu stellen, Krötentunnel zu bauen oder einfach ein paar Baum- und Buschstreifen im „Öffentlichen Raum“ zu erhalten, die ein klein wenig mehr Pflege brauchen als „1x Kahlschlag und Schluss“. Wer braucht (hier, bei uns) schon blöde Bläulinge oder Pfauenaugengeflattere, wenn „Steininstallationen“ mit etwas Chinaschilf vorm Haus doch sooo schick und (angeblich) pflegeleicht sind? Fragt mal eure Hausmeister, Nachbarn, Grünanlagenämter …
    Irja.
    P. s.: Gibt’s eigentlich eine Petition zum Erhalt des Teufelskärpflings? Gerade die Amis haben da interessante Netzwerke … – Wenn bekannt, bitte Link angeben!
    Es lebe die Lebensvielfalt! Auch so was wie der Teufelskärpfling …

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