Bleckede
ENDLICH: auf nach Hause! (Leider fährt hier erst um kurz vor 9 der erste Bus, so dass ich es nicht ausnutzen kann, dass meine Fahrkarte, zur Abwechslung, auch schon vorher gültig ist. Soviel zur Infrastruktur auf dem Land.)
Mama kommt in Schlafanzug angeschlichen, auf dem steht: „Den ganzen Tag im Bett bleiben- und eine Nacht.“
Da ich nicht so viel mitschleppen will, wie sich in den wenigen Tagen angesammelt hat, habe ich sie gebeten mir das Meiste nach Hause zu schicken. Ich schreibe ihr die Preise für Hermespakete auf und lege ihr Geld für das Schickmichpaket hin, ohne ihr das zu sagen. (In der Hoffnung das mein Bruder es nicht klaut …)
Gerhard bekomme ich allerdings nicht mehr zu Gesicht. Ist auch besser so.
Bleckede – Lüneburg
Die Sonne scheint, es ist trocken und die Vögel zwitschern. Der Bus ist fast pünktlich und außer mir möchte offenbar noch niemand irgendwo hin. Das hat zur Folge das der Bus weit vor der geplanten Ankunft am Bahnhof in Lüneburg ist, so dass ich viel Zeit habe zum Bahnsteig zu gehen.
Lüneburg – Hamburg-Harburg
Der Zug kommt einige Minuten früher. Schnell füllt er sich. Die Menschen quatschen lautstark, ein Mann zieht ständig hoch … Ich merke wie ich in einen Zustand zwischen genervt und aggressiv gleite. Kopfhörer auf …
Fahrkartenkontrolle. Der QR-Code ist wieder nicht einscannbar, meine Karte aber gültig.
Einfahrt Harburg-Harburg. Theoretisch. Praktisch stoppt der Zug kurz vorher. Besetzte Gleise … Zum Glück hätte ich ohnehin über 20 Min Aufenthalt gehabt, so dass ich den Anschlusszug pünktlich erreiche.
Hamburg-Harburg – Bremen
Am Bahnsteig ist es voll und mir zu laut. Ich habe Kopfschmerzen und könnte eine Cola gebrauchen. Alles leer. Natürlich.
Ich nutze die Wartezeit, um den neuen Bericht meiner family zu lesen. Über Kopfhörer dämpft ein Rollenspielhörspiel die Umgebungsgeräusche. Eine Taube fragt mich nach Essen. Ich habe nichts dabei. Schon gar nichts Vogelfreundliches.
Bei der Fahrkartenkontrolle bin ich schlauer und öffnet den Anhang aus der Email. Das war der erste Zugbegleiter, der auch nach dem Ausweis gefragt hat.
Bremen – Osterholz-Scharmbeck
In Bremen klappt alles, obwohl schon online stand, dass es Verspätung geben würde, wegen irgendwas an den Weichen.
Ich schicke eine Nachricht an Ron, dass ich im Zug bin. Schräg hinter mir telefoniert jemand. Sie labert ständig das gleiche: das sie ganz dringend auf die Toilette muss, drei Stunden unterwegs ist, dass sie nicht weiß ob der Zug durchfährt, … Es nervt. Ich setze mich um – und gelange vom Regen in die Traufe: Zwei Frauen labern, lachen, letzeres Quitschig (natürlich lautstark) – und Essen (die eine Zimtbrötchen, die andere Fleischbällchen). Natürlich haben sie dabei keine Maske auf … Wie schon auf meiner Hinfahrt kenne ich auch hier nun den halben Lebenslauf der beiden. Wer gerne kocht: Jeden zweiten Freitag im Monat treffen die sich mit mehreren, zum gemeinsamen Kochen. Evtl. sind die beiden auch im Fitnesstudio zu treffen, meist bei den Kursen, eine aktuell beim Bodyforming. Am 04.11. ist im Wohnheim der einen immer Küchendisko von 20 – 24 Uhr. Außerdem fährt die eine Dame immer zum Pilze in verschiedene Wälder. Dazu sucht sie sich einen Wald auf Google Maps, zoomt dann heran und guckt, ob es dort eine Haltestelle von Bus oder Zug in der Nähe gibt. Falls ja, macht sie einen Tagesausflug zum Pilze sammeln. Auch eine Idee, um die Gegend kennen zu lernen!
Osterholz-Scharmbeck
Als der Zug in OHZ einfährt, bekomme ich tatsächlich ein wenig Herzklopfen und kann es gar nicht erwarten ihn um den Hals zu fallen! Ich lasse meinen Blick den Bahnsteig entlang schweifen, aber ich kann meinen Liebsten noch nirgends entdecken. Auch als sich die Massen leeren, kein Ron weit und breit … 🙁
Habe ich etwas verkehrt verstanden? Blick aufs Handy, nein, wir hatten abgemacht, uns hier zu treffen. Ich stelle mich in den Schatten und schicke ihm eine Nachricht: „Da“. Es dauert noch eine Weile ehe er dann die Treppe zum Bahnsteig hinaufsteigt. Wir gehen aufeinander zu, ich lasse meinen (sehr schweren Rucksack) zu Boden gleiten. Endlich fallen wir uns in die Arme, Küssen uns und sagen einander wie sehr wir unser Gegenüber vermisst haben.
Vermisst habe ich auch Minou und Aronia, die ich ganz schnell wiedersehen möchte. Allerdings ist es inzwischen früher Nachmittag und ich habe noch immer nichts gegessen, so dass ich Ron förmlich anbettel das wir uns irgendwo etwas zu Essen holen. Dann geht es aber wirklich nach Hause. Kurz bei den Schwiegereltern hallo sagen, wenn auch nur, weil Ron ja den Autoschlüssel wieder zurück geben musste und dann nichts wie zu den Miezies – die mich erst mal mit Ignoranz bestrafen.
Nach dem Essen zwinge ich mich zum Duschen (Ich bin sowas von k.o., dass es mir echt schwer fällt auf den Beinen zu bleiben …) und dann will ich nur noch eines: KUSCHELN!!! Ron und ich kuscheln uns auf dem Sofa einander. Es dauert nicht lange, bis auch unsere Samtpfoten genug geschmollt haben und mir nicht mehr von der Seite weichen.
ENDLICH wieder Zuhause!
ENDLICH wieder Ruhe!
ENDLICH kann mein Urlaub wirklich beginnen!
ENDLICH wieder mit meiner RICHTIGEN Familie vereint! ♥
