Zwischen Frust und Lust

„Wer lesen kann ist klar im Vorteil.“ Sagt ein altes Sprichwort. In einem wissenschaftlichen Projekt habe ich die Gültigkeit bewiesen! Na ja. Ganz so wissenschaftlich vielleicht nicht. Aber trotzdem.

Am Dienstag bekam ich eine Email. Aus Hamburg. Ich habe bei einem Preisausschreiben gewonnen. (Ist ja nichts neues.) Als ich die mail las rief ich ein geistesgegenwärtiges: „Cool!“ und vernahm darauf hin aus einem anderen Raum die Stimme meines Mitbewohners: „Was hast du diesmal gewonnen?“ (Also ehrlich. Ein bisschen mehr Begeisterung bitte!) Meine Antwort war: „Mal kein Buch. Einen Bodypartgutschein. Was auch immer das sein soll.“ „Klingt nach Wellness.“ DAS dachte ich auch. Bis ich, irgendwann, noch etwas genauer las. Da stand nämlich nicht „part“ sondern PartY und auch nicht Body, sonder Bord. Eine Bordparty also. Was das sein sollte war mir aber mindestens genau so schleierhaft, wie der ominöse Bodypart. Aber dafür gibt es ja Internet. Da findet man alles. Manchmal auch Dinge über sich, die man selbst noch gar nicht weiß. Aber das ist ein anderes Thema.

Dieses Inter-net verriet mir, über die Seite des Elbe-Erlebnistörns, folgendes:

„Wir kreuzen 3 Stunden auf der Elbe und verwöhnen Sie mit unserem lecker rustikalen Buffet. Genießen Sie den Putenbraten mit Beilage, das deftige Mettwurstbrot, die gemischte Käseplatte, die frische Räucherplatte. Matjes, Rollmöpse, Partyfrikadellen, Hähnchenkeulen, diverse Salate und ein reichhaltiges Brotsortiment runden das Buffet ab. Bier, Wein und Softgetränke gibt’s so viel Sie mögen.“

WOW! Das klingt ja mal richtig toll. Und eine dieser Karten kostet auch grade mal schlappe 49,90 €! Ein richtig toller Gewinn. Aber was ist das! Die nächste Bordparty findet am 14.12. statt. DIESEN Samstag. Oh nein! Genau da ist auch die hölzerne Hochzeit von meinem Schwager (und natürlich seiner Angetrauten.)  Die ideale Lösung wäre wohl beides nach einander zu machen. Geht nur leider nicht, da beides abends stattfindet. Als Alternative fiel mir noch ein einfach dem Brautpaar den Gutschein zu schenken und somit zwei sprichwörtliche Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Aber irgendwie hatte ich im Gefühl, dass DAS nicht klappen würde. Ruhig bleiben.

Erst einmal den Partner informieren und fragen wofür er denn wäre. Die Antwort kannte ich schon, bevor ich die Frage gestellt hatte: Hochzeitsfeier. Dazu würde er sich verpflichtet fühlen. Gibt ja auch schlimmeres als seine Familie. Meine zum Beispiel. Lust zur Bootsfahrt hätte mein Göttergatte aber wohl auch. Genau wie ich.

Ich ging im Kopf durch wen ich denn, statt unsereins, nach Hamburg schicken könnte. Dabei überflog ich noch einmal die Email mit der Gewinnbestätigung. – Und haute mir mit der gegen die Stirn. Meine Paddeligkeit hatte ich mal wieder bewiesen. Schließlich stand da doch groß und breit G-U-T-S-C-H-E-I-N und nicht Bordkarten. Ich kann mir den Tag also aussuchen. – Zu dem Zeitpunkt der Erkenntnis hatte ich selbst meinen Liebsten schon ganz verrückt gemacht. Wie gut das ich nun „Entwarnung“ geben konnte. Wir können im nächsten Jahr, ganz entspannt, nach Hamburg schuckeln und uns an Bord den Bauch voll schlagen.

Doch jetzt entschuldigt mich. Ich muss mich in Schale werfen und „familiären Verpflichtungen“ nachkommen. Es bleibt nur noch eine Frage: WARUM feiert man seine hölzerne Hochzeit???

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