Der Tod liegt in der Luft

Andrew Lane

Young Sherlock Holmes

Der Tod liegt in der Luft

Verlag: FJB

Erscheinungsjahr:2012

Seiten: 415

ISBN: 978-3-596-19300-4

 

~ Klappentext ~

Der junge Sherlock Holmes soll seine Sommerferien auf dem Land verbringen – bei Tante Anna in Farnham. Stundenlang dauert die Reise und nichts als Gerstenfelder weit und breit. Noch öder geht es ja wohl kaum, Sherlock ist stocksauer. Doch dann kommt alles ganz anders, und plötzlich ist er mittendrin in seinem ersten Fall. Mysteriöse Todesfälle, prügelnde Muskelprotze und ein böser Baron – das erste Abenteuer des jungen Meisterdetektives beginnt.

~ Eigene Zusammenfassung ~

Sherlock hat Sommerferien. Sehnsüchtig wartet er auf die Kutsche, die ihn nach Hause bringt. Stattdessen wird er ins Zimmer des Direktors bestellt, wo sein Bruder Mycroft ihn erwartet. Dieser teilt Sherlock mit, dass seine Mutter krank ist und sein Vater noch nicht aus Indien zurück, da er selbst keine Zeit hat sich um seinen kleinen Bruder zu kümmern, soll Sherlock zu Verwandten nach Farnham. Zu einer Familie, von der er noch nie im Leben etwas gehört hat. Auf dem Landgut angekommen wird der junge Master Holmes nicht wirklich willkommen geheißen. Seine Tante und sein Onkel ignorieren ihn mehr oder weniger, nur die Haushälterin Mrs. Eglantine scheint Interesse an ihm zu hegen, denn sie lässt ihn immer wieder merken das er unerwünscht ist.

Während seiner Streifzüge durch die Umgebung lernt Sherlock einen Jungen in seinem Alter kennen. Matty lebt auf einem kleinen Kanalboot und schlägt sich so durchs Leben. Der junge Holmes gewinnt schnell sein Vertrauen und bald erzählt sein neuer Freund ihn von einer dunklen Wolke die einen Mann getötet hat. Sherlock versucht Matty zu erklären, dass dies nicht möglich ist. – Bis auf dem Landbesitz seines Onkels eine weitere Leiche auftaucht…

Ohne es zu wollen sind die beiden Jungen plötzlich in einem Abenteuer voller Gefahren.

~ Eindrücke / Meinung ~

Im Gegensatz zu den Originalen von Arthur Conan Doyle, geht es in diesem Roman nicht um den etwa 30jährigen Sherlock Holmes, sondern um den Teenager. Da dieses Buch sich auf Fakten bezieht, die in den Originalgeschichten vorkommen, würde ich sogar soweit gehen, dass dies die Vorgeschichte ist. Wie kam Sherlock überhaupt dazu Berater zu werden und wie war er überhaupt als Kind? Viele dieser Fragen kann Andrew Lane in seinem Buch beantworten. Zugegeben, war es, am Anfang, schon irgendwie merkwürdig dem großen Sherlock Holmes nun als Kind zu sehen. Ich gewöhnte mich jedoch schnell daran.

Bereits der Anfang des Romans war ein wenig Eigenartig. Wieso wird Sherlock ausgerechnet zu Verwandten gebracht, die er überhaupt nicht kennt? Aus dem Gespräch mit Mycroft geht hervor, dass die Familien bis vor kurzem nicht einmal ein Wort mehr miteinander geredet hatten. Ich erklärte es mir dann damit, dass es vermutlich einfach keine anderen lebenden Verwandten in der Umgebung gibt und in der damaligen Zeit sah man solche Dinge ja noch ein wenig anders, dennoch keine wirklich befriedigende Antwort für mich.

Willkommengeheißen wird der junge Master Holmes allerdings nicht. Wenn die Familien zerstritten waren, durchaus plausibel, dass ihnen Sherlock nun schlicht egal ist. Was in Märchen die böse Schwiegermutter ist in diesem Roman die Haushälterin. Mrs. Eglantine gibt dem Jungen auf mehr als eine Art zu verstehen, dass sie ihn nicht leiden kann. Ein Beispiel: „[…] Sei dir darüber im klaren, Kind, dass du hier nicht willkommen bist“, zischte sie, als er an ihr vorbeiging. […]“ (S. 29) Als Leserin konnte ich mich gut in Sherlock hinein versetzen und förmlich die kalten Blicke der Haushälterin spüren. Mycroft spricht am Anfang so etwas wie eine Warnung aus. Sherlock solle sich vor Mrs. Eglantine in Acht nehmen, sie sei keine Freundin der Familie. Leider bleibt bis zum Schluss ungeklärt, was er damit meinte. Das finde ich mehr als schade, hoffe aber, die Aufklärung in einem der folgenden Romane zu bekommen.

Aufgelockert wird dieser Krimi durch gut dosierten Humor. Ob nun ein frecher Satz aus dem Mund eines Arbeiters oder Sherlocks Gedanken: „[…] Ihr hageres Gesicht wirkte verhärmt. Mit ihren gespitzten Lippen und den zusammengekniffenen Augen sah sie aus, als hätte jemand ihren Morgentee mit Essig vertauscht. […]“ (S.26)

Wie ich nicht anders erwartet hatte, wird Sherlock in seinem Bestreben sich Wissen anzueignen gefördert und gefordert. Sein Bruder hat ihm für die Ferien einen Mentor besorgt, der nicht nur den jungen Master, sondern auch ab und an den Leser fordert. Obwohl es ein Roman ist lernt man, so ganz nebenbei, noch das ein oder andere. Ich habe begierig mitgerätselt und fieberte der Lösung entgegen, oder, um es mit den Worten des Mentors zu sagen:

„[…] Das man zwar alles, was man will, ableiten kann, aber es ohne Wissen zwecklos ist. Dein Gehirn ist wie ein Spinnrad, das sich so lange end- und ziellos dreht, bis es mit Fäden gespeist wird und Garn zu produzieren beginnt. Informationen sind die Grundlage allen rationalen Denkens. Finde sie heraus. Sammle sie gewissenhaft. Stopf die Speicherkammer deines Gehirns mit so vielen Fakten wie nur möglich voll, Versuche nicht, zwischen wichtigen und unwichtigen Fakten zu unterscheiden: Potentiell sind alle wichtig. […]“ (S. 68)

Im Roman wird angedeutet, dass der Lehrer eigentlich eine andere Funktion hat. Leider wird nicht deutlich in welchem Zusammenhang er mit Mycroft oder der Regierung steht oder welchen Auftrag (wenn es denn einen gibt) er hat.

Das Abenteuer, welches Sherlock hier erlebt ist an sich gar nicht soooo spannend, aber das Drumherum ist so packend geschrieben, dass ich das Buch innerhalb von einer Woche durch hatte. Der Autor schafft es Kleinigkeiten so zu verstricken, dass ich als Leserin irgendwann zwangsläufig anfing selbst zu kombinieren, Theorien aufzustellen, ….

Da ich Zitate liebe freute ich mich das es immer wieder Textstellen gab, die ich meine Sammlung aufnehmen konnte. Nicht einfach weil sie schön klingen, sondern wegen ihres lehrreichen Hintergrundes. „[…] Wir stehen hier zusammen, weil die Dinge so geschehen sind, wie sie es nun einmal sind. Mit Logik kannst du die Chancen zu deinen Gunsten verbessern, aber man muss immer auch mit dem Zufall rechnen. […]“ (S. 362)

~ Fazit ~

Leider bleiben einige Fragen offen: Was bzw. wer ist Mrs. Eglantine wirklich? Was führt Sherlocks Ferienmentor wirklich in die Gegend? … Doch dies kann a) entweder als ein Anfang für eine neue Geschichte oder b) lediglich der Irreführung (wie man es in einem Krimi durchaus erwartet) dienen. Alles in allem sehr schön und ausschmückend geschrieben und durchaus lesenswert.

Sherlock

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